Klassiker der Gegenwartslyrik: Günter Kunert

In Lesung und Gespräch: Günter Kunert (Autor, Kaisborstel)
Moderation: Hans Christoph Buch (Autor, Berlin)

Günter Kunert (*1929 Berlin) gilt als der große Ernüchterer der deutschen Gegenwartslyrik und als der radikalste aller Skeptiker. Die Erfahrungen zweier deutscher Diktaturen haben Kunert misstrauisch gemacht. Seine Texte wirken selbst in geringer Dosierung als probates Mittel gegen hohle Glücksversprechungen jeglicher Art. Das schließt Komisches keineswegs aus. Im Gedicht "Archäologie" schreibt Kunert: "Von Glück darf reden, wer tot ist"; und sein berühmter "Ikarus 64" hat "Tankweis Tränen im Vorrat". Auch das Verhältnis zum eigenen Metier, der "Heimat in einem abstrakten Zustand, der den Namen Kunst trägt", ist bei Kunert gebrochen. Nur selten klingt ein fast optimistisches Formvertrauen an. Dann wird das Gedicht zu einem geduldigen "Ausbrecher der heimlich / die Gitter durchfeilt".
Günter Kunert unterschrieb 1976 als einer der Ersten die Petition gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Ein mehrjähriges Visum ermöglichte ihm 1979 die Ausreise aus der DDR. Kunert schreibt neben seinen Gedichten Erzählungen, Essays, Reportagen und Libretti. Außerdem ist er Maler und Zeichner. Zuletzt erschien von ihm das Buch "Tröstliche Katastrophen: Aufzeichnungen 1999-2011" (Carl Hanser Verlag 2013). Günter Kunert liest Gedichte und erzählt im Gespräch mit dem Schriftsteller Hans Christoph Buch (*1944 Wetzlar) über sein Leben und Schreiben.
Die Reihe der Literaturwerkstatt Berlin gibt den Klassikern der Gegenwartslyrik das Wort. Sie stellt jene Autoren vor, ohne die die deutschsprachige Lyrik nicht das wäre, was sie heute ist. Zu Gast waren bislang unter anderem Jürgen Becker, Paulus Böhmer, Eugen Gomringer, Harald Hartung, Rolf Haufs, Reiner Kunze, Christoph Meckel, Franz Mon und Doris Runge.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de