Lesung: "Im Schatten des Nachbarn" von Juan Riquelme Lagos

11. April 2014 in Nürnberg

Der Putsch in Chile gegen die demokratische Regierung Salvador Allendes jährte sich am 11. September 2013 zum vierzigsten Mal. Der chilenische Schriftsteller Juan Riquelme Lagos (*1953), der Chile selbst 1983 verlassen musste und seit 1984 in Berlin lebt, legt zu diesem Jahrestag seinen Roman "Im Schatten des Nachbarn" (Kulturmaschinen Verlag) vor.

1973 ergreift Pinochets Militärjunta die Macht in Chile und ein Schatten der Angst legt sich über das Land. Was aber passiert mit Menschen, die in Angst leben müssen? Wie verändern sie ihr Verhalten, wenn diese Angst alle Bereiche ihres Lebens durchdringt? Und wie verschiebt sich das eigene Wertesystem durch diese Angst?

Der Schatten der Angst verdichtet sich für Julian, den Protagonisten des Romans, als ein neuer Nachbar das Haus neben ihm bezieht. Fortan dominiert der neue Nachbar, der ein Agent der Geheimpolizei ist, Julians Denken und Handeln. Der Anti-Held Julian bewegt sich durch den Alltag der Diktatur und macht den Rückzug ins Private, das allgegenwärtige Misstrauen und das chronische Versteckspiel spürbar. Eine Welt voller Andeutungen und Umschreibungen, die beklemmend normal wirkt, und doch von unterschwelliger Angst regiert wird. Julian schwankt zwischen Anpassung und Widerstand, zwischen Wut und Panik, und findet in der jugendlichen Lily eine Verbündete der besonderen Art ...

Mit großer Sprachkraft und subtilem Humor zeichnet Juan Riquelme Lagos das Bild einer sich verändernden Gesellschaft. Lagos' Roman steht damit inhaltlich, aber auch künstlerisch, in einer Reihe mit den großen Romanen über Diktatur und individuelles Erleben. Seine Protagonisten sind keine Helden, keine klassischen Widerstandskämpfer, es sind die Menschen von nebenan, die Unscheinbaren, die sich unter dem Druck von Polizeistaat und chilenischem Faschismus radikal verändern.

Aus dem Spanischen übersetzt von Alexander Zuckschwerdt

Vita:Juan Riquelme Lagos wurde 1953 in Santiago de Chile geboren. Er studierte zunächst Gitarre und Gesang, später auch Filmregie und Drehbuch. Unter anderem war er Musiker in der chilenischen Gruppe Aillarehue und bei Trarilonco in Paris. Die politische Lage während der Diktatur Pinochets zwang ihn, Chile 1983 zu verlassen. 1984 kam er nach Berlin und wurde Mitglied der Gruppe Prueba general. Zwischen 1987 und 1991 produzierte er drei Alben mit der Band Mezcla. Nach vielen Jahren künstlerischer Arbeit als Musiker, Sänger, Kulturmanager und Musikproduzent begann er zu schreiben. Bereits im Kulturmaschinen Verlag erschienen: "Inocencia. Sieben Geschichten über einen Anfang" (2012).

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

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Ceclam e.V.
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90461 Nürnberg
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Freitag, 11. April 2014
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