Neue Literatur aus Österreich

In Lesung und Gespräch Robert Prosser (Autor, Wien), Thomas Stangl (Autor, Wien)
Moderation: Claudia Kramatschek (Journalistin, Berlin)

Dieser Abend bringt zwei österreichische Autoren zusammen, deren jüngste Romane sich in ihren Extremen berühren und doch unterschiedlicher nicht sein könnten: Robert Prossers (*1983 Tirol) "Geister und Tattoos" (Klever Verlag 2013) und Thomas Stangls (*1966 Wien) "Regeln des Tanzes" (Literaturverlag Droschl 2013). Beide Texte sind im weitesten Sinne politisch und beschäftigen sich mit dem Nachbeben geschichtlicher Ereignisse.
Prossers Text ist angesiedelt in der Zeit des armenisch-aserbaidschanischen Konflikts um Berg-Karabach. Ort der Handlung ist eine archaische Siedlung inmitten der kaukasischen Wälder, am Schnittpunkt zwischen Orient und Okzident. Innerhalb dieser Gemeinschaft, die geprägt ist von Schmerz und Aberglauben, werden Tattoos, Fuchsfellen und Rabenfedern magische Bedeutung zugeschrieben. Der ukrainische Schriftsteller Jurij Andruchowytsch schreibt über den Roman: "Einfach stark. Und absolut wahrhaft ... Als ob der Autor sein bisheriges Leben dort, innerhalb des ewigen transkaukasischen Krieges, verbracht hat ... Große menschliche Leidenschaft, die ganz ohne Pathos spürbar wird."
Das Kraftfeld von Stangls Roman bildet ein gänzlich anderer Konflikt: Der Fund eines nicht entwickelten Films führt in drei parallel erzählten Strängen zurück in das Wien des Jahres 2000, in die Zeit der Demonstrationen gegen die rechtslastige FPÖ. "Regeln des Tanzes" ist ein Text über das Hingegebensein an den Tod, die Ekstase und den "totalen Umsturz der Verhältnisse". Nebenbei wird darin eine Topographie Wiens entworfen, die es so seit Ilse Aichinger und Heimito von Doderer in der österreichischen Literatur nicht gegeben hat.
Die beiden Autoren lesen aus ihren Romanen und werden dazu von Claudia Kramatschek befragt.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de