filia kultursalon mit Jutta Heinrich Vortrag, Lesung und Gespräche

27. November 2014 in Hamburg

Mein Vater, meine Mutter und Ich.

Jutta Heinrich unternimmt eine Zeitreise aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Heute leben die Eltern oft dreißig Jahre länger in uns. Der Abschied dauert bis weit ins eigene Alter hinein und bestimmt unsere Gemütsverfassung. „Ich bin in einem Gewächshaus für Worte aufgewachsen. Von klein auf waren sie um mich herum wie Fische im Wasser: Mein Zuhause: Weitläufig, unübersichtlich, mit zahllosen Räumen, die ihre eigenen Geschichten besaßen und heimlich sprachen. ‚An diesem Ort, mitten im Sprechen’, heißt es in Afrika, ‚ ist die Seele des Lebens’. Überall waren die Klänge meiner Mutter, und ich spielte in ihrem Echo. Meine Mutter war selten da, wirklich körperlich anwesend, aber ihre variationsreichen Worte hingen zwischen den stillen Baumreihen, an üppigen Stauden und Trauerweiden. Mitunter zerbrach meines Vaters Strenge mit sich. In seinen Ausdruck, seinen Blick drängte eine überwältigende Gutmütigkeit, eine unkontrollierte Seelenblöße, die ein unvergesslicher Aufruf blieb: ihn, den unverwechselbaren Menschen zu sehen, der sich vergessen hatte. Mein Vater hinterließ den Eindruck, dass die Liebe zu Frauen, die Liebe zu seinen Kindern eine schwere Pflicht darstellte, eine auferlegte Distanz und Aufgabe, der er diente. Durch meine eigenen unlösbaren Ambivalenzen war ich so fließend nachempfindsam für meinen Vater als Mann und für meine Mutter als Frau, dass ich von früh auf beobachten, belauschen und erfahren konnte, wie ein Mann immer wieder ein Mann werden muss und wie eine Frau alle Anstrengungen auf sich nimmt, eine Frau zu sein und zu bleiben.“

Der <em>mobile salon</em><em> </em>soll der Möglichkeit eines vorurteilsfreien Sprechens dienen, der an jedem Ort der Stadt stattfinden kann: In privaten Häusern, in Cafés, einer Institution, außerhalb und innerhalb bekannter und unbekannter Räume. Es mag die angestrengte Atmosphäre der Zeit sein, in der wir leben. Von früh bis spät geht es um einen Kampf der Aufmerksamkeiten und die Erzeugung eines Allzweckcharakters, der quasi monopolisierte kurze Sprechkanäle nutzt und die Fesseln einer Regelhaftigkeit kaum zu sprengen vermag. Wir erleben einen Taumel des Redens, der Gleichheiten erzeugen muss, und wo sich nur Konformes begegnet, hört das Denken und suchende Sprechen auf.

Kooperation mit filia .die frauenstiftung hamburg

Datum: Donnerstag, 27.11.14 Zeit: 19.30 Uhr Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38
Eintritt: Euro 10,-

(Anmeldung erforderlich! Telefon: (040) 227 92 03 oder mailto: lit@lit-hamburg.de)

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Literaturhaus Hamburg
Schwanenwik 38
22087 Hamburg
Wann ist das Event?
Donnerstag, 27. November 2014
19:30 Uhr
Seit 3437 Tagen vorbei!

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