Buchpremiere: Christian Lehnert

In Lesung und Gespräch Christian Lehnert Autor und Theologe, Leipzig Moderation Dirk Pilz Publizist, Berlin

Mit »Windzüge« knüpft Christian Lehnert, der »diskrete Metaphysiker« (Harald Hartung) unter den Dichtern, an seinen vorangegangenen Gedichtband »Aufkommender Atem« (2011) an. Dort hat er Naturerfahrung verdichtet, in kompakten kurzen Gedichten. Dies nimmt er auf: »Wo ich herkam, weiß ich sicher zu sagen … Ich flieh zu denselben Worten«. Die Texte bewegen sich nun über die Erfahrung von Landschaft und Kulturnatur hinaus, arbeiten sich auf Schotter und Gleisen voran, passieren Transportmittel, Maschinenparks und Halden, durchqueren Brachen und steuern durch Kanäle und Schleusen in Richtung eines imaginär bleibenden Stadtkerns. Wie aber die Mitte erreichen – im direkten wie im übertragenen Sinne? Am Ende reißt Lehnert diese Frage mit drei Langgedichten zu Worten Martin Luthers als Sprachproblem auf: Dichtung als ein unablässiges Ringen um Worte, als Zugang zum Wesentlichen. Es bleibt ein unabschließbarer Versuch, ermutigt durch den Satz: »Solange ich Atem hole, ist Zeit.“

Christian Lehnert (*1969 Dresden) studierte Theologie, Religionswissenschaften und Orientalistik. Seit 2012 leitet er das Liturgiewissenschaftliche Institut der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands an der Universität Leipzig. Neben Gedichten und Dramen schrieb Lehnert Libretti u. a. für Hans Werner Henze. Im Suhrkamp Verlag erschienen seine Gedichtbände und zuletzt die religionskritische essayistische Prosa »Korinthische Brocken. Ein Essay über Paulus« (2013).

Mit Dirk Pilz spricht Christian Lehnert über seinen jüngsten Gedichtband und die Macht des Wortes wie der Wörter.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de