Tief In Einem Dunklen Wald (dse)

6. Februar 2013 in Bonn

TIEF IN EINEM DUNKLEN WALDvon Neil LaBute

Strömender Regen, Gewitter, ein einsames Haus am See. Betty und ihr Bruder Bobby in einem Chaos von Kisten, Büchern und allem möglichen Zeug. Ein Hausstand wird aufgelöst. Betty hat ihren Bruder gebeten, bei der Entrümpelung zu helfen. Sie und ihr Ehemann Bruce hatten das Wochenendhäuschen an einen jungen Mann vermietet, der plötzlich verschwunden ist. Die Stimmung zwischen Bruder und Schwester ist gereizt. Während Bobby eine Bierdose nach der anderen öffnet, hört er nicht auf, seiner Schwester aggressiv Vorwürfe zu machen: Jetzt, wo sie ihn brauche, melde sie sich bei ihm. Ansonsten sei sie sich wohl zu gut für seine Gesellschaft. Sie, die Collegeprofessorin, die Dekanin am Institut für englische Philologie. Während er eben nur ein einfacher Handwerker sei, ein Versager in ihren Augen. Zermürbt durch die jahrelange Rivalität mit der Schwester will Bobby jetzt die Stunde der Abrechnung. Hasserfüllt schimpft er auf die Verkommenheit der Gesellschaft und besonders der Intellektuellen, der Linken und der Frauen. Doch seine Attacken und Ressentiments erscheinen nur als hilfloser Versuch eines gescheiterten Mannes, sein verletztes Ich durch moralischen Rigorismus zu stabilisieren. Tatsächlich ist sein Herz voll von gekränkter, maßloser Liebe für seine Schwester. Aber Bobby spürt, dass Betty etwas verbirgt. Unerbittlich unterzieht er sie einem Verhör, bei dem Schritt für Schritt ans Licht kommt, dass ihr Image der erfolgreichen Professorin, Ehefrau und Mutter nur Fassade ist vor einem Abgrund aus Schuld, Schmutz und Lügen. Bruder und Schwester liefern sich in dieser dunklen, stürmischen Nacht ein Duell um Täuschung und Wahrheit, das beide in den Grundfesten ihrer Existenz erschüttert.

Wie kaum ein anderer Theaterautor versteht es Neil LaBute, die vermeintlich wohl gefügte Werteordnung der westlichen Kultur radikal in Frage zu stellen. In seinen Stücken, die immer auch Tabubrüche enthalten, wird offenbar, auf welch schwankendem Grund unsere moralischen Gewissheiten gebaut sind. Sein neues Stück ist ein spannungsgeladener Psychokrimi, der sich um den Begriff der Wahrheit dreht. Dabei stellt sich heraus: Die objektive Wahrheit gibt es nicht. Die Wahrheit erscheint hier vielmehr als undurchdringliches Dickicht, als chaotischer Kosmos, subjektiv aufgesplittert in viele Facetten und aufs engste verbunden mit den Gefühlen und Sicht-weisen derer, die um sie ringen.

Michael Lippold, 1970 in Regensburg geboren, absolvierte die Ausbildung zum Schauspieler an der Hochschule für Musik und Theater in Bern. Es folgten Engagements in Augsburg, Zürich, Konstanz, Nürnberg, München und Bochum. Parallel arbeitete Lippold als Regisseur mit Jugendlichen und inszenierte am ROTTSTR. 5 THEATER! in Bochum sowie im Rahmen des Festivals OHNE ALLES am Bochumer Schauspielhaus. Mit seiner berührenden Uraufführung von Lothar Kittsteins BÖSES MÄDCHEN gab er seinen Einstand in Bonn.

BesetzungInszenierung: Michael Lippold
Ausstattung: Julia Ries

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Werkstatt
Rheingasse 1
53111 Bonn
Wann ist das Event?
Mittwoch, 6. Februar 2013
20:00 Uhr
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