Jens Harzer

27. Mai 2013 in Wiesbaden

liest aus dem Roman 'Unwiederbringlich'.

Internationale Maifestspiele 2013

Von Theodor Fontane
Mit Jens Harzer
Der gebürtige Wiesbadener Jens Harzer stellte sich dem Publikum seiner Heimatstadt bei den Internationalen Maifestspielen 2009 mit 'Herzzeit' vor; gemeinsam mit der Schauspielerin Marina Galic las er aus dem Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Besonders eindrücklich war seine Darstellung des 'Ich' in Peter Handkes 'Immer noch Sturm', eine Produktion des Thalia Theaters Hamburg und der Salzburger Festspiele, die zur Theaterbiennale 'Neue Stücke aus Europa' 2012 im Großen Haus gastierte.
Auch in diesem Jahr ist der Ausnahme-Schauspieler Jens Harzer unser Gast. Er liest aus Theodor Fontanes Roman 'Unwiederbringlich', der, ähnlich wie 'Effi Briest', den gesellschaftlichen Skandal eines Ehebruchs zum Thema hat - nur ist es diesmal der Mann, der sich in der Ehe langweilt und Abwechslung in fremden Betten sucht.

Graf Holk hat ein gutes, aber schwaches Herz. Er hat sich eingerichtet in seinem Herrenhaus am Meer, doch von seiner Ehefrau hat er sich entfremdet. Als er im Herbst seinen jährlichen Dienst als Kammerherr der Prinzessin in Kopenhagen antritt, lässt er sich dort auf eine Affäre mit Ebba von Rosenberg ein, die im königlichen Schloss als Hoffräulein lebt und so ganz anders ist als er selbst: Charmant, temperamentvoll, eloquent. Und sie ist Jüdin. Unter offenem Antisemitismus hat Ebba nicht zu leiden, wohl aber nimmt sie am Hof eine Außenseiterposition ein, wird freundlich geduldet und für ihren spritzigen Geist heimlich bewundert. Der von Theodor Fontane als etwas tumb beschriebene Graf Holk verfällt ihr besinnungslos. Als er sich aber von seiner Frau hat scheiden lassen und Ebba einen Heiratsantrag macht, lacht sie ihn nur aus. Auch für sie war das Motiv der Affäre die Langeweile, aber sie denkt nicht daran, aus dem Spiel nun Ernst werden zu lassen.

Wo Theodor Fontane in 'Effi Briest' vor allem die starren moralischen Gesetze der wilhelminischen Gesellschaft kritisierte und ihre fatalen Folgen für das unangepasste Individuum beschrieb, schuf er 1888, an der Schwelle zu einem neuen Jahrhundert stehend, mit 'Unwiederbringlich' und Ebba von Rosenberg die Utopie der befreiten Frau, des befreiten Menschen einer aufziehenden Moderne.

'Diese Ebba gefällt mir außerordentlich. Mit den vielen jungen Damen in Fontanes Welt verglichen, ist sie reifer und klüger und, vor allem, selbständiger, sie ist eine emanzipierte Frau. Sie ist mit Sicherheit die in dem Roman 'Unwiederbringlich' modernste Gestalt. Gemeinsam verweisen sie auf die Zukunft, auf das zwanzigste Jahrhundert: Theodor Fontane und seine Ebba von Rosenberg'. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Jens Harzer, 1972 in Wiesbaden geboren, absolvierte die Schauspielausbildung an der Otto Falckenberg Schule in München. Ab 1993 gehörte er 16 Jahre lang zum Ensemble von Dieter Dorn, zunächst an den Münchner Kammerspielen, dann am Bayerischen Staatsschauspiel. Daneben gastierte er unter anderem an der Schaubühne Berlin, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, am Schauspiel Frankfurt, bei der RuhrTriennale, am Deutschen Theater Berlin und am Burgtheater Wien. Seit 2000 ist er regelmäßiger Gast bei den Salzburger Festspielen. Wichtige künstlerische Weggefährten sind Herbert Achternbusch, Peter Zadek, Martin Kuej und Dieter Dorn sowie Jan Bosse, Luc Bondy, Andrea Breth und Jürgen Gosch. Im Kino arbeitet er zusammen mit Michael Verhoeven, Hans-Christian Schmid und Bülent Akinci.

Seit 2009 ist Jens Harzer festes Ensemblemitglied des Thalia Theaters Hamburg. In der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute wird Jens Harzer 2008 und 2011 zum Schauspieler des Jahres gewählt.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Christian-Zais-Straße 3
65189 Wiesbaden
Wann ist das Event?
Montag, 27. Mai 2013
19:30 Uhr
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