L'Opera seria

8. September 2013 in Hannover

Oper von Florian Leopold Gassmann.

In deutscher und italienischer Sprache
MUSIKALISCHE LEITUNG Mark Rohde
INSZENIERUNG UND BÜHNE Michiel Dijkema
KOSTÜME Claudia Damm
LICHT Elana Siberski
DRAMATURGIE Katja Leclerc

"Aus dem Hirn eines Dämons entsprang die Idee der Oper als Geißel der Menschheit." Große Verzweiflung muss Theatermacher umtreiben, wenn sie ihren eigenen Lebensinhalt verfluchen. Und Verwünschungen schleudern alle Beteiligten des Opernunternehmens "L'Oranzebe", das in Florian Leopold Gassmanns komischer Opernparodie mit dem irreführenden Namen "L'Opera seria" gegeben werden soll, in den Theaterhimmel. Was sich die Truppe aus Librettist, Komponist, Impresario, Sängern und Tänzern in dieser Komödie vorgenommen hat, ist abenteuerlich genug: An nur einem Tag soll morgens geprobt und abends aufgeführt werden. Jeder hat unter diesen Bedingungen zu kämpfen: Delirio und Sospiro, Dichter und Komponist der Oper, mit den unverschämten Kürzungsbefehlen des Impresario und dem spontanen Verlangen der Sänger nach zusätzlichen Arien; die Primadonna Stonatrilla gegen alle weiblichen Co-Stars; der nicht ganz helle Tenor Ritornello mit Noten und Buchstaben zugleich; der Produzent des Ganzen, Fallito, mit dem schon in seinem Namen angelegten Bankrott und auch mit seinen Nerven; und alle zusammen mit dem Geschmack des Publikums.

Es begegnet einem ein Stück, das mit seinem Titel das genaue Gegenteil von dem ankündigt, was es ist: "L'Opera seria" ist eine Opera buffa, die im Gewand der ernsten Oper daherkommt. Im Jahr ihrer Uraufführung, 1769, hatte die komische Oper die ernste an Beliebtheit schon längst übertroffen - und bediente sich der überholten Gattung als liebstes Objekt ihres Spottes. Hervorgegangen aus Elementen des Stegreiftheaters, der Commedia dell'arte und des Théâtre de la Foire, florierte sie unter aller Art Bezeichnungen zuvorderst in Italien.

In Venedig führte Goldoni mit seinen Theatertexten das Niveau der ursprünglich aus stereotypen Figuren und Situationen heraus improvisierten Gattung auf einen neuen Höhepunkt. Der in Böhmen geborene Florian Leopold Gassmann verbrachte dort seine Lehrjahre, sah Goldonis Stücke und vertonte später viele seiner Texte. Als er 1763 Glucks Nachfolger und Komponist für Ballette in Wien wurde, brachte er nicht nur exzellente Kenntnisse der komischen Zutaten der Opera buffa, sondern auch der musikalischen Floskeln der ernsten Oper mit. "L'Opera seria" schäumt über vor musikalischem Witz. Gassmann verbindet zum Beispiel die für Wiegenlieder typische, zarte Instrumentierung mit agitatorischem Arientext und lässt die Koloraturen der Sänger zu irrwitzigen Stolpersteinen werden. Das Textbuch des Opernreformers und Mitstreiters Christoph Willibald Gluck, Ranieri de Calzabigi, liest sich wie eine Karikatur der damals allgemein geläufigen Libretti Metastasios.

Komik, das hat sich bis zur heutigen Comedy und politischen Satire nicht geändert, ist eine Kunst der Gegenwärtigkeit. Mit der ersten Szenenanweisung von "L'Opera seria" zieht das Lachen auch in unsere Zeit ein, denn: "Die Handlung der Komödie spielt in jeder Stadt, in der Opern gegeben werden."

Der niederländische Regisseur und Bühnenbildner Michiel Dijkema inszenierte u. a. Monteverdis "L'Orfeo" am Drottningholms Slottsteater Stockholm, Schönbergs "Pierrot Lunaire" beim Gergiev Festival Rotterdam, Humperdincks "Hansel und Gretel" für das Musiktheater im Revier Gelsenkirchen sowie wiederholt an der Staatsoperette Dresden, an der Nationale Reisoper Enschede (Glucks "Orpheus und Eurydike" und Rossinis "La Cenerentola") und an der Oper Leipzig (zuletzt "Tosca" von Puccini). Für die herausragende technische Umsetzung seines Bühnenbildes zu "Der Barbier von Sevilla" gewann er 2011 für das Staatstheater Wiesbaden den ersten Wizard-Award für kreative Bühnentechnik. Die Inszenierung von "L'Opera seria" ist sein erstes Engagement an der Staatsoper Hannover.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover
Wann ist das Event?
Sonntag, 8. September 2013
16:00 Uhr
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