Werther

23. Januar 2014 in Weimar

Lyrisches Drama in vier Akten nach Johann Wolfgang Goethe · Dichtung von Edouard.

Nach einem Besuch der Bayreuther Festspiele im Sommer 1885 besichtigen Massenet und sein Verleger Hartmann auf einer Deutschlandrundreise in Wetzlar das Haus, in dem Goethes Briefroman »Die Leiden des jungen Werthers« entstanden ist. Noch am selben Tag vertieft sich Massenet in eine Übersetzung des Romans und entschließt sich nach Lesen der Liebesszene, die aus der Ossian-Lektüre der Protagonisten hervorgeht, eine »Werther«-Oper zu schreiben: »Diese aufwühlenden Szenen, diese fesselnden Bilder – was musste das alles hergeben! Das war ›Werther‹! Das war mein III. Akt.«

Massenet lässt sich eindeutig von Goethes Vorlage inspirieren, konzipiert aber einen »Werther«, der die Rolle der Charlotte ungemein aufwertet und ihre Lebenstragödie ins Blickfeld rückt: eine innerlich emanzipierte junge Frau, die in dem Bewusstsein lebt, zwischen zwei Männern zu stehen. Der eigentliche Titelheld bleibt in seiner Anlage hinter Charlotte zurück, jegliches soziales Umfeld wird ausgeblendet, Werther agiert ausschließlich als selbstreflexives, liebendes und leidendes Individuum. Der scheinbaren Handlungsarmut des Stoffes »über einen liebeskranken Tenor, der nur zwei aktive Augenblicke hat, den einen, wenn er der Erwählten einen Kuss zu rauben versucht, und den andern, wenn er sich selbst hinter der Szene erschießt« (George Bernard Shaw), setzt Massenet eine Charlotte entgegen, die sich in ihrer Liebesfähigkeit und in ihrem Liebeseingeständnis einer leidenschaftlichen Entwicklung unterzieht und damit die Dramatik der Oper bestimmt.

Erstmals endet eine Oper nicht mit dem Tod der Heldin, sondern es vollzieht sich das umgekehrte Drama: Werther stirbt – im Gegensatz zu Goethes Vorlage – glücklich, in den Armen Charlottes. Sie aber bleibt verzweifelt und gebrochen in dem Bewusstsein ihrer ruinierten Ehe mit Albert zurück.

Doch auch wenn sowohl die Figur der Charlotte als auch die des Werther zwischen Liebe und Verzweiflung zerrissen ist, schafft Massenet mit dieser Oper eines der poetischsten, kantabelsten und ausdrucksstärksten Werke des französischen Repertoires.

Massenets »Werther«, der 1892 in Weimar erstaufgeführt worden ist, eröffnet die Reihe der »Klassikerinszenierungen im Musiktheater« unter der Regie von Michael Talke. Neben Schauspielproduktionen an Theatern wie der Volksbühne Berlin, den Schauspielhäusern Köln und Düsseldorf, dem Schauspiel Hannover, am Thalia Theater Hamburg u.a. zeichnet er verantwortlich für zahlreiche Musiktheater-Produktionen, zuletzt Rossinis »Il barbiere di Siviglia« am Staatstheater Braunschweig sowie Moritz Eggerts Zeitoper »All diese Tage« am Theater Bremen.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Großes Haus
Theaterplatz 2
99423 Weimar
Wann ist das Event?
Donnerstag, 23. Januar 2014
19:30 Uhr
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