My Fair Lady

18. Mai 2014 in Hannover

Musical von Frederick Loewe.

Wenn Eliza Doolittle eines weiß, dann wo ihr Mundwerk sitzt. Ob frei Schnauze, oder frei von der Leber weg - sie redet halt nun mal gern. Und davon abgesehen gehört Kommunikation auch zu ihrem Geschäft, denn als Straßenverkäuferin kriegt man die Ware nur mit viel Worten an den Mensch. Nun kommt da aber einer daher, der es wagt, Elizas Sprache zu kritisieren, zu korrigieren, zu analysieren, zu zensieren: Higgins nennt er sich, Professor. Auf seinem Sockel thront die reine Hochsprache, die angeblich nicht nur die Türen zum perfekten Ausdruck, sondern auch zum sozialen Aufstieg öffnet. Obwohl sie sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, beginnen die von Higgins ebenso arrogant wie unaufgefordert geäußerten Behauptungen in Eliza zu gären. Es ärgert und reizt sie zugleich, sich auf ein Experiment einzulassen, in dessen Zentrum die Wette steht, ob sie dank bestechend klarer Artikulation als Dame in nobler Gesellschaft bestehen kann. Festgeschnürt an der Kandare heißt es nun, Tag und Nacht Vokale zu kauen, Konsonanten zu spucken und Umgangsformen zu schlucken. Dabei sind die fürchterlichsten Hürden die Blüten, die nirgends so grün grünen wü ün Spünüen.

Der antike Mythos des Künstlers Pygmalion, der sich die ideale Frau aus Stein formt, um sie schließlich zum Leben zu erwecken, stand Pate für George Bernard Shaws Stück Pygmalion, das wiederum als Vorlage für das 1956 entstandene Musical von Frederick Loewe diente. Bei Shaw und Loewe ist der Künstler zum fanatischen Wissenschaftler mutiert, der seine Disziplin, die Phonetik, für göttlich hält - meint er doch, damit Menschen neu erschaffen zu können. Ein unerschütterlicher Glaube an die Bildung scheint sich hier zu positionieren. Nicht mehr die Kleider machen die Leute, nein, die Sprache kreiert den Menschen. Doch die Botschaft greift tiefer, denn letztlich entpuppt sich auch die Sprache als austauschbare Äußerlichkeit: Was das Wesen eines Menschen ausmacht, ist auch bei Shaw und Loewe der innere Kern. My Fair Lady, eines der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten, beinhaltet mehr als das
Märchen, das den Aufstieg vom schmutzigen Blumenmädchen in die High Society dekliniert. Auch wenn der soziale Sprengstoff im 21. Jahrhundert entschärft ist, birgt das Werk genügend andere explosive Fragen: Bleibt ein Mensch er selbst, auch wenn er sich freiwillig umformen lässt? Welchen Idealbildern streben wir nach? Und was opfern wir, um diesen Bildern gerecht zu werden? Vielleicht mehr als nur die Farben unseres Dialekts. Vielleicht unsere Individualität.

MUSIKALISCHE LEITUNG Siegmund Weinmeister
INSZENIERUNG Bernd Mottl
CHOREOGRAPHIE Otto Pichler
BÜHNE Friedrich Eggert
KOSTÜME Nicole von Graevenitz
CHOR Dan Ratiu
DRAMATURGIE Sylvia Roth

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover
Wann ist das Event?
Sonntag, 18. Mai 2014
18:30 Uhr
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