Manifest 2083

29. Juni 2014 in Wiesbaden

Von Christian Lollike.

Theaterbiennale NEUE STÜCKE AUS EUROPA 2014

Dänemark

S/H, Kopenhagen

Inszenierung Christian Lollike

Am 22. Juli 2011 hatte der Norweger Anders Behring Breivik mit einem beispiellosen Attentat, bei dem 77 meist junge Menschen starben und 158 weitere verletzt wurden, sein Land in einen schweren Schockzustand versetzt. Zeitgleich veröffentlichte er ein 1.500 Seiten umfassendes Manifest seines Denkens. „Daraus muss Theater gemacht werden“, forderte schon der norwegische Autor und Biennale-Pate Øyvind Berg in seinem Katalogbeitrag von 2012. Seitdem sind mehrere Bühnenbearbeitungen dieses Ereignisses entstanden – überwiegend außerhalb Norwegens.

Eine davon hat das Kopenhagener Theater S/H (vormals CaféTeatret) herausgebracht: Der Monolog „Manifest 2083“ schildert die persönliche Auseinandersetzung mit Breiviks Manifest und den Ereignissen des 22. Juli. Als Textgrundlage dienen dazu ebenso Auszüge aus dem Manifest, Dokumente aus der Gerichtsverhandlung und biografisches Material zu Breivik wie auch tagebuchähnliche Gedanken Christian Lollikes. Das Stück untersucht Breiviks Selbstbild und seine Sicht auf die Gesellschaft und zeichnet eine neue Ausprägung von politischem Rechtsradikalismus. Und es versucht Antworten zu finden: Wie konnte es soweit kommen, dass ein junger, unauffälliger Mann zu einem der größten Massenmörder und Rechtsextremisten unserer Zeit wird?

Der künstlerische Arbeitsprozess, der nicht lange nach dem 22. Juli 2011 begann, dauerte über ein Jahr und bestand aus mehreren Workshops, die sich jeweils mit verschiedenen Aspekten der Ereignisse und der Persönlichkeit Anders Breiviks beschäftigten. Da die inhaltliche Auseinandersetzung stets abhängig davon war, welche Informationen verfügbar waren und welche Fakten im Laufe der Zeit neu hinzukamen, wandelte sich immer wieder der Fokus des Stücks. Dadurch wurden das Material und die Texte kontinuierlich weiter entwickelt.

Der Autor und Regisseur Christian Lollike wurde 1973 in Dänemark geboren. Bis 2001 studierte er Szenisches Schreiben am Theater Aarhus, wo er von 2005 bis 2011 als Hausautor und Regisseur engagiert war. Von 2008 bis 2011 war zudem Kurator des renommierten Theaterfestivals Aarhus Festuge und übernahm im Juni 2011 die Künstlerische Leitung des Kopenhagener CaféTeatret.

In Deutschland wurden von seinen Bühnenstücken u.a. 2005 „Dogville“ am Staatstheater Stuttgart und 2008 „Cosmic Fear oder Der Tag, an dem Brad Pitt Paranoia bekam“ als Auftragswerk am Maxim Gorki Theater uraufgeführt. Zuletzt fand Mitte Mai 2014 die Deutschsprachige Erstaufführung von „Träume werden Wirklichkeit oder Disneydrama“ am Staatsschauspiel Dresden statt. Sein Stück „Das Wunderwerk oder RE-Mohammed-TY Show“ über die Attentate des 11. September 2001 wurde für den begehrten dänischen Reumert Award nominiert. Das Stück wurde in New York mehrfach in Lesungen präsentiert und seine Hörspielfassung 2006 in der Kategorie „Bestes europäisches Hörspiel des Jahres“ mit dem Prix Europa von Nordiska, der größten skandinavischen Gesellschaft für Aufführungsrechte, ausgezeichnet.

Seinen künstlerischen Antrieb schöpft Lollike aus dem Wunsch, Ereignisse, gesellschaftliche Entwicklungen und Veränderungen zu verstehen. Dazu hinterfragt er demokratische Werte, wie Freiheit, Menschenrechte und die Rolle des einzelnen Bürgers. Mit seinem heutigen Blick auf soziale, psychologische und politische Themen setzt er oftmals eine wertvolle öffentliche Diskussion in Gang.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Christian-Zais-Straße 3
65189 Wiesbaden
Wann ist das Event?
Sonntag, 29. Juni 2014
15:30 Uhr
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