Die Meistersinger von Nürnberg

16. Juli 2014 in Hannover

Oper von Richard Wagner.

MUSIKALISCHE LEITUNG Karen Kamensek
INSZENIERUNG Benedikt von Peter
BÜHNE Katrin Wittig
LICHT Elana Siberski
CHOR Dan Ratiu
DRAMATURGIE Klaus Angermann

»Die Meistersinger von Nürnberg« gelten bis heute als Festoper schlechthin, an der sich aber auch von Anfang an die Geister schieden. Für den Musikkritiker Eduard Hanslick, im allgemeinen ein Wagner-Gegner mit der Fähigkeit zu einem differenzierten Urteil, gehörte die Oper »zu den interessantesten musikalischen Abnormitäten«, die als Regel »das Ende der Musik bedeuten« würden. Und Friedrich Nietzsche sah darin das widersprüchliche Spiegelbild der Deutschen: »Sie sind von vorgestern und von übermorgen – sie haben noch kein Heute.« Die weitere Rezeption des Werkes in Deutschland, speziell die Vereinnahmung als »Inkarnation unseres Volkstums« durch die Nazis, hat ein Übriges getan, um kontroverse Reaktionen herauszufordern.

Aus heutiger Sicht liegt die Faszination der »Meistersinger« gerade in der Dialektik des Werkes. Dabei entspricht dem Widersprüchlichen und Gespaltenen der Personen die Ambivalenz einer Gesellschaft, deren biedermeierliche Gemütlichkeit von einer unterschwelligen Aggression durchzogen wird, die jederzeit in offene Gewalt umschlagen kann. Die Irritation, die der junge Stürmer und Dränger Walther von Stolzing auslöst und die vor allem seinen Gegenspieler Beckmesser zur Verzweiflung, wenn nicht in den Wahnsinn treibt, wird in der Figur des Hans Sachs aufgefangen, denn in ihm vereinigen sich alle Widersprüche: Er ist Außenseiter und anerkannte Autorität, Hüter der Tradition und Förderer des Neuen, derb zuschlagender Bollerkopf und sensibler Lenker der Geschichte, schlauer Taktiker und mitfühlender Freund, sich nach Liebe sehnender Mann und entsagende Vaterfigur. Er weiß, dass die Gesellschaft, in der er lebt, gewisse Regeln braucht, um nicht im Chaos zu versinken. Er weiß aber auch, dass diese Gesellschaft in Chaos versinkt, wenn die Regeln nicht dynamisch angewandt werden und keine Ausnahmen mehr zulassen.

Dass Sachs dennoch kein hehrer Übervater ist, zeigt sich in seiner Schlussansprache. Sein Versuch, die Dialektik von Ordnung und Störung, das Spannungsverhältnis zwischen Regelkanon und Regelverletzung, die Reibung von Tradition und Traditionsbruch, von Nietzsches »Vorgestern« und »Übermorgen« durch eine gegenweltliche Utopie von der »heil'gen deutschen Kunst« aufzulösen, bestätigt seine innere Zerrissenheit. Mit schonungsloser Offenheit und feiner Ironie legen »Die Meistersinger von Nürnberg«, die man entgegen Wagners ursprünglichem Plan nur bedingt als Komödie bezeichnen kann, dieses Dilemma bloß.

Regie führt Benedikt von Peter, der in den vergangenen Spielzeiten die beiden gefeierten Produktionen von Nonos »Intolleranza 1960« und von Verdis »La traviata« an der Staatsoper Hannover inszenierte. Für »Intolleranza 1960« erhielt er 2011 den Deutschen Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie »Beste Regie Musiktheater«.

Die Premiere wird live übertragen auf NDR Kultur.

<em>Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V.</em>

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover
Wann ist das Event?
Mittwoch, 16. Juli 2014
17:00 Uhr
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