Castor und Pollux

22. Juli 2014 in Hannover

Oper von Jean-Philippe Rameau.

MUSIKALISCHE LEITUNG Howard Arman
INSZENIERUNG Alexander Charim
DRAMATURGIE Katharina Ortmann

Hinter der Erde, auf ihrer Nachtseite, liegt das Sternbild Zwillinge. Nach dem Dioskuren-Mythos verkörpert das Sternenpaar die Brüder Castor und Pollux und gilt als Allegorie für Freundschaft, Zusammenhalt und Treue. Davon, dass Castor und Pollux der Bruderliebe ein beispielloses Denkmal gesetzt haben, handelt Jean-Philippe Rameaus dritte Oper, die zur Zeit der Uraufführung im Oktober 1737 ein zwiespältiges Echo fand. Formal noch an der barocken Form orientiert, bestehend aus fünf Akten und einem Prolog, offenbarte diese Oper bereits aufklärerische Tendenzen und hob die traditionelle, von Jean-Baptiste Lully geprägte Form der tragédie lyrique auf eine neue Ebene: Neuartige Bühneneffekte, Farbenreichtum, Lebendigkeit und lehrreiche philosophisch-moralische Sujets sollten dem Publikum die Schönheit der Ordnung des Universums als nachahmenswertes Ideal vor Augen und Ohren führen. Castor ist Sohn des Tyndareos und der Leda, Pollux' Vater ist Jupiter. Ihre Schwester Helena befreiten sie aus der Gewalt des Theseus, mit den Argonauten waren sie auf großer Fahrt und mit Herakles kämpften sie gegen die Amazonen. Die Brüder galten als unzertrennlich. Gemeinsam mit den Aphariden Idas und Lynkeus raubten sie die Töchter des Leukippos, Phébé und Télaïre. Dass sie über die Frauen mit den Aphariden in Streit geraten, besiegelt ihr Schicksal: Lynkeus tötet Castor, die Handlung der Oper setzt ein.

Am Grab der Spartanischen Könige wird Castor vom Volk betrauert. Insbesondere Télaïre leidet unter dem Verlust ihres Geliebten. Auch Pollux liebt Télaïre, und als diese ihn anfleht, Castor aus der Unterwelt ins Leben zurückzuholen, ist er hin- und hergerissen zwischen Bruderliebe und seinem eigenem Glück. Als er erfährt, dass er mit der Befreiung Castors nicht nur auf seine Liebe verzichten, sondern an seiner statt im Totenreich verbleiben müsse, ist er dennoch entschlossen, den Bruder zu retten. Ehrensache für Castor, dieses große Opfer nicht anzunehmen. Für nur einen Tag will er zu Télaïre zurückkehren und dann Pollux wieder auslösen. Gerührt von solcher Geschwisterliebe entbindet Jupiter beide von ihren Versprechen, macht sie unsterblich und ehrt sie mit einem Platz am Firmament, wo sie fortan als Sternbild leuchten.

Obwohl über dieses Werk zwischen den Anhängern Lullys und jenen Rameaus ein heftiger Ästhetikstreit entbrannt war, trat bald eine Entwicklung ein, die die beiden Lager wieder einte: die französische Tonkunst musste gegen die Macht der italienischen Opera buffa verteidigt werden. Zwar wurden dem Werk zunächst italienische Einflüsse angekreidet, doch fortan galt Castor und Pollux als Aushängeschild für einen französischen Nationalstil. Rameau brachte 1754 sogar eine zweite, stark überarbeitete, noch modernere Fassung auf die Bühne, die sich als erfolgreiche Waffe gegen die "Buffonisten" lange auf den Spielplänen hielt. 100 Jahre später wurde Castor und Pollux erneut für französische Interessen ins Feld geführt, nämlich im beginnenden 20. Jahrhundert, als es galt, dem italienischen Verismo und dem deutschen Wagnerianismus gegenüber eine eigenständige französische Musiktradition zu behaupten.

Premiere der Inszenierung ist am 28. Juni 2014.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover
Wann ist das Event?
Dienstag, 22. Juli 2014
19:30 Uhr
Seit 3560 Tagen vorbei!

StartseiteKalenderLexikonAppSitemapImpressumDatenschutzhinweisKontakt

Castor und Pollux - Hannover - 22.07.2014 – Copyright © 2024 Kleiner Kalender