Die Verwandlung

30. Januar 2015 in Schwerin

  • Inszenierung: Markus Wünsch
  • Bühne und Kostüme: Franziska Just
  • Premiere: 8. Oktober 2008, E-Werk
  • Dauer: 1 h 20 min

"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt." Diese ersten Worte der 1915 erschienenen Erzählung von Franz Kafka sind ungeheuer. Sie irritieren den Leser um so mehr, weil über den Vorgang der Verwandlung selbst weiterhin nichts erzählt wird. Was der junge Handlungsreisende Samsa nach jener Nacht nur ungläubig zur Kenntnis nimmt, wird schon bald zur quälenden Gewissheit und körperlichen Realität. Er, der unter seinem Beruf und der Lieblosigkeit seiner Umwelt leidet, kann nun als riesiges Insekt weder zur Arbeit gehen, noch an anderen Aktivitäten des öffentlichen Lebens teilnehmen. Es macht in seinem Zustand auch keinen Sinn, sich der Familie oder dem Prokuristen zu zeigen, der eine Erklärung für Gregors Fernbleiben vom Dienst verlangt. Gregors Tür bleibt geschlossen. Die Familie, angewidert von seiner abstoßenden Erscheinung, behält ihn zu Hause. Gregor vertiert nach und nach immer mehr in seinem Zimmer, welches nur noch von seiner Schwester betreten wird, um ihm etwas zum Essen zu bringen. Aber: Verwandelt sich Gregor tatsächlich in ein Insekt? Oder führt bereits die Bedrohung der finanziellen sowie der emotionalen Basis von Familie Samsa zu beharrlicher Einbildung? Die Selbstwahrnehmung Gregors ist die eines völlig überflüssigen. Er siecht dahin und verwahrlost im Zuge der Vernachlässigung durch seine Familie zusehend, bis sein Tod zur Erlösung für beide Seiten wird. "Sie besprachen, bequem auf ihren Sitzen zurückgelehnt, die Aussichten für die Zukunft, und es fand sich, dass diese bei näherer Betrachtung durchaus nicht schlecht waren…"

Kafkas Erzählung beschreibt das Gefühl von Fremdheit gegenüber sich selbst und anderen. Als Folge kommt es zum Rückzug, welcher nach längerer Zeit dazu führt, dass man als Fremd-Körper aus der Gesellschaft entfernt wird. Kafkas radikaler Text von 1912 wurde zu einem der bedeutendsten literarischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts und nichts weniger als die unerhörte Verwandlung des Gregor Samsa steht für den Hilfeschrei des Menschen der Moderne, dessen Umwelt Schwachheit mit Vernichtung bestraft.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
E-Werk
Spieltordamm 1
19055 Schwerin
Wann ist das Event?
Freitag, 30. Januar 2015
19:30 Uhr
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