Satisfaktion Ii

von Hannelore Honnen - nach Texten von Marcel Duchamp.

„Satisfaktion II“ von Hannelore Honnen – nach Texten von Marcel Duchamp

EIN WAHRHAFT INTELLEKTUELLES VERGNÜGEN

mit Signe Zurmühlen und Jan Arwed Maul - Inszenierung: Joe Knipp

Kritik in der Kölnischen Rundschau von Rolf-Rüdiger Hamacher

Nach dem philosophischen Dfiskurs in 'Satisfaktion I“ geht es nun im zweiten Teil auf der Bühne des Theaters am Sachsenring um die Kunst.

Zum verbalen Duell treten Jan Arwed Maul als Marcel Düchamp und Signe Zurmühlen als Meret Oppenheim (1913-1985) und Louise Bourgeois (1911-2010) an. Es geht um die 'falsche Frage' „abstrakt oder figürlich?“, um Ästhetik und Geschmack und die viel zu vielen Leute, die Kunst anschauen. Die Dramatikerin Hannelore Honnen hat aus den Texten des Urvaters der Moderne Duchamp (1887-1968) und einiger Zeitgenossen eine spannende, zwischen Ironie und Absurdität angesiedelte Collage zusammengestellt, die Joe Knipp, einer der besten Schauspieler-Regisseure der Kölner Theaterszene, nun mit den beiden Schauspielern zu einer Melodie geformt hat, der zuzuhören ein wahrhaft intellektuelles Vergnügen ist.

Es geht nicht nur um Kunst, um Dadaismus und Pop, sondern auch um den „Lustschiffer“ Duchamp, der ständig in Begleitung schöner Frauen („Ich möchte die Dinge mit dem Geist so erfassen, wie der Penis von der Vagina erfasst wird.“) in die USA schippert, um seinen Sammlern nahe zu sein. Mal schlüpft der alle Nuancen von zurückhaltend bis aufbrausend wunderbar auskostende Jan Arwed Maul in ein Pierrot-Kostüm, dann zwängt er sich in einen einteiliges Hose-Hemd-Jackett, das auf dem Rücken von einem roten Reißverschluss zusammengehalten wird. Der einzige Farbtupfer im kongenialen, einfarbigen Bühnen- und Kostümbild von Hannelore Honnen verbindet nun wie ein roter Faden die Episoden. Mit wohlklingender, prononcierter Aussprache zieht Signe Zurmühlen darin alle Register von unscheinbar über verführerisch bis urkomisch.

Das Finale wird so zum schauspielerischen Höhepunkt. In einem langen 'Interview' über die Interpretation seiner Werke fragt sie Duchamp:“Was tun Sie gegenwärtig?“ - „Ich warte auf den Tod“, antwortet er entnervt – und erinnert dabei an Graucho Marx, der einmal auf die Frage eines Reporters, was ihn am meisten nervt, geantwortet hat:“Ihre dämlichen Fragen!“ Wir aber freuen uns auf „Satisfaktion III“, wo es dem Theater selbst an den Kragen gehen wird.

80 Minuten keine Pause

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de