Was ihr wollt

10. April 2015 in Weimar

In einer Übersetzung von Thomas Brasch

„Ich wollte, Ihr wäret so, wie ich Euch will.“

Ein Mann liebt eine Frau, die er noch nie gesehen hat. Eine Frau liebt einen Mann, der eigentlich ein Mädchen ist. Ein Mädchen liebt einen Mann, der glaubt, sie sei ein Mann. Ein anderer Mann glaubt, eine Frau liebe ihn, doch all das ist nur Einbildung. Dieses Liebeschaos vollzieht sich in Illyrien, einem wundersamen Ort, gelegen am Meer, bevölkert von Schwermütigen, Narzissten und Narren. Verkannt vom Schicksal und unerhört von der Liebe fühlen sie sich: Herzog Orsino liebt Olivia, er hat sie zwar noch nie erblickt, aber gerade das scheint ihre Attraktivität auszumachen. Mysteriös schwört sie Welt und Liebe ab und lebt zurückgezogen in Trauer um ihren verstorbenen Bruder. Viola, eben an Illyriens Küste gestrandet und zu ihrem Selbstschutz als Mann verkleidet, tritt in Orsinos Dienste und verfällt ihrem Herren sogleich mit Haut und Herz. Doch sie wird nicht zurückgeliebt, ganz im Gegenteil, sie soll als Liebesbote Olivia erobern. Und – es gelingt! Aber nicht Orsino ist der Erwählte, sondern der Bote. Doch damit nicht genug, Malvolio, Hofmeister Olivias, wird durch eine List glauben gemacht, seine Herrin liebe ihn, er selbst steigert sich in diese Idee bis zur völligen Lächerlichkeit hinein.

Die Liebe wütet, doch ohne wirkliche Konzentration auf ein Gegenüber. Das geliebte Objekt ist nur interessant als Mittel der Selbstkomplettierung. Fragmentiert und halb suchen Shakespeares Figuren Ergänzung zum eigenen Selbst. Vor lauter Narzissmus sind sie dabei mit Blindheit geschlagen. Nur Viola richtet ihren Blick nach außen auf den Anderen.

Shakespeare schafft eine Welt, in der alle auf sich zurückgeworfen sind. Wer bin ich? Was fehlt mir? Wer macht ein Ganzes aus mir? Die Suche nach Identität wird zum Hauptmotiv in seiner Komödie. Rausch, Einsamkeit und Verlorenheit bestimmen das Weltgefühl seiner Figuren. In der Verbindung mit einem anderen Menschen hofft jeder diesen Zustand zu überwinden. Die Liebe soll Selbstrettung und identitätsstiftend sein. Sie ist ein Heilmittel für die eigene wunde Seele und die einzige Möglichkeit, so scheint es, man selbst zu sein.

2014 jährte sich Shakespeares Geburtstag zum 450. Mal. Auch aus diesem Anlass inszenierte Alice Buddeberg Shakespeares melancholisch durchwirkte Komödie. Die Absolventin der Hamburger Theaterakademie arbeitete u.a. am Theaterhaus Jena, am Theater Bremen, dem Schauspielhaus Hamburg und dem Schauspiel Frankfurt.

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Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Großes Haus
Theaterplatz 2
99423 Weimar
Wann ist das Event?
Freitag, 10. April 2015
19:30 Uhr
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