Frei nach Motiven aus MARIO UND DER ZAUBERER von Thomas Mann.
Gastspiel Junges Theater an der Ruhr, Mülheim
Thomas Manns 1930 erschienene Novelle MARIO UND DER ZAUBERER gehört zu den meistgelesenen Werken des vielleicht wichtigsten deutschen Dichters des 20. Jahrhunderts. Der nicht nur sprachlich herausragende Text weist über die ihm immer wieder zugeschriebene Vorahnung des Faschismus hinaus. Thomas Mann beschreibt die Manipulationsbereitschaft des Menschen als eine Grunddisposition: "Die Freiheit existiert, und auch der Wille existiert; aber die Willensfreiheit existiert nicht, denn ein Wille, der sich auf seine Freiheit richtet, stößt ins Leere." Die subjektive Alltagswahrnehmung ist eine andere. Wir glauben selbstbestimmt und individuell zu handeln. Aber die Erkenntnisse der Psychologie, der Genforschung und in jüngster Zeit vor allem der Neurobiologie ziehen die Vorstellungen von Autonomie und Selbstverfügbarkeit des Menschen zunehmend weiter in Zweifel.
Die Inszenierung von Jo Fabian hinterfragt und übersetzt die thematischen Motive aus Manns Novelle in eine bildhafte, sinnliche Versuchsanordnung. In einem vieldeutigen Raum erkunden die Figuren Fragen nach Macht und Gehorsam, Anpassung und Protest. So entsteht alles andere als eine mundgerechte Literaturbearbeitung, sondern eine theatrale Antwort auf Bilder des Surrealisten René Margrittes, die durch eine faszinierende Zeichenvielfalt besticht - eine bemerkenswerte Schule des Sehens, Hörens und Denkens.
Jo Fabian ist Regisseur, Choreograf, Autor, Bühnenbildner, Medienkünstler und Performer. Er gilt als "Magier eines ungewöhnlichen Bildertheaters" aus Musik, Choreografie, Schauspiel und Licht. In seinen Arbeiten spielt die ironische Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte immer wieder eine große Rolle. Fabian wurde bereits mit zwei Inszenierungen zum Theatertreffen nach Berlin und mit zahlreichen Aufführungen zu nationalen und internationalen Festivals eingeladen. Im Sommer 1999 wurde ihm in der Berliner Akademie der Künste der "Deutsche Produzentenpreis für Choreographie", einer der höchstdotierten Preise für freie künstlerische Arbeit in Europa, für sein bisheriges Gesamtschaffen verliehen.
mit: Matthias Horn, Max Kroneck, Thomas Schweiberer, Boris Schwiebert und Gabriella Weber
Regie + Bühne: Jo Fabian, Kostüme: Tania da Silva, Dramaturgie; Sven Schlötcke
Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de
Startseite – Kalender – Lexikon – App – Sitemap – Impressum – Datenschutzhinweis – Kontakt
Es brennt - Berlin - 24.05.2012 – Copyright © 2025 Kleiner Kalender