Wieder gelesen: Thomas Kling

In Lesung und Gespräch: Frieder von Ammon (Literaturwissenschaftler, München), Hubert Winkels (Literaturkritiker, Düsseldorf)
Moderation: Norbert Hummelt (Autor, Berlin)

Thomas Kling (*1957 Bingen; ?2005 Dormagen) war das Enfant terrible der deutschen Dichterszene. Der "zweifellos bedeutendste Lyriker seiner Generation" (Michael Braun im Nekrolog der NZZ) ist bis heute auch einer der einflussreichsten. Schon früh wurde er von Bewunderern und Nachahmern umschwirrt, die er selbst spöttisch "Klingonen" nannte. Freund und Feind fürchteten seine Unberechenbarkeit. Klings "Oberbescheidwisser-Attitüde" und sein ungnädiges Urteil provozierten und stimulierten zugleich.
Als Dichter war Kling ein "Sondengänger", ein unermüdlicher Arbeiter am Sprachkörper. Verschüttetes förderte er bei "Notgrabungen" aus Lexika und Wörterbüchern zu Tage: "Die Sprache meinen und von der Sprache gemeint werden".
In seinen Texten unterhielt Kling einen nicht abrechenden Dialog mit den Klassikern der abendländischen Literatur; mit Euripides etwa oder Catull. "Vorzeitbelebung" nannte er das. Aber auch mit den Heroen der Moderne stand Kling wie selbstverständlich auf Du und Du: mit Benn und George, mit Bayer und Priessnitz.
Gemeinsam mit Norbert Hummelt nähern sich Frieder von Ammon und Hubert Winkels der Ausnahmeerscheinung Thomas Kling. Winkels schreibt in seinem Buch "Der Stimmen Ordnung" über den Dichter aus dem Blickwinkel des Kritikers, Freundes und Wegbegleiters. Von Ammon, der Mitherausgeber des Sammelbandes "Das Gellen der Tinte", steht, sieben Jahre nach dem Tode Klings, am Anfang der rein wissenschaftlichen Rezeption.
Die Veranstaltung ist Teil einer Reihe, die sich auf die Suche nach Solitären in der Poesiegeschichte begibt. Der Dichter Norbert Hummelt stellt sie uns im Gespräch mit Fachleuten und kundigen Menschen vor.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de