Vom Gehen und vom Jagen: Tomas Espedal und Leo Tuor

In Lesung und Gespräch: Leo Tuor (Autor, Surrein/Schweiz) und Tomas Espedal (Autor, Norwegen)
Moderation: Peter Urban-Halle (Literaturkritiker und Übersetzer, Berlin)

Tomas Espedal (*1959 Ilanz) und Leo Tuor (*1961 Bergen) haben abgründige Bücher über das Erzählen geschrieben: "Gehen: oder die Kunst, ein wildes und poetisches Leben zu führen" und "Settembrini".
In beiden Texten verleitet ein äußerer Anlass die Erzähler zu poetologischen Überlegungen, zu Abschweifungen über Geschichte, Mythos und Literatur. Bei dem Norweger Espedal ist es das Gehen, bei dem Schweizer Tuor die Jagd.
"Settembrini" ist ein revierkundiger Streifzug bei Büchsenlicht; er entführt die Leser in das Bündner Hochgebirge und die Welt- und Jagdliteratur. Settembrini, der titelgebende Held aus Tuors Roman, setzt sich zusammen aus zwei Personen, die einander derartig ähnlich sehen, dass sie zu einer einzigen verschmelzen. Es sind die beiden Onkel des Erzählers, ein Zwillingspaar. Die passionierten Jäger unterweisen ihren Neffen sowohl in der Kunst des Weidwerks als auch in der des Schwadronierens darüber.
Die Neue Zürcher Zeitung nannte Leo Tuor "einen virtuosen Geschichtenerzähler und zugleich einen begnadeten Sprachmusiker".
Thomas Espedal träumt auf den Seiten seines neuen Romans den Traum des In-die-Welt-hinaus-Gehens. Der Held verlässt Frau und Kind und begibt sich auf eine Reise durch halb Europa. An seiner Seite befinden sich die Gewährsmänner der abendländischen Drop-out-Literatur: Rimbaud, Thoreau, Kerouac, Chatwin.
Das Wandern ist die Voraussetzung dafür, dass überhaupt erst erzählt und im Gehen über das Erzählen nachgedacht wird. Beides - Wandern und Erzählen - werden in eins gesetzt, das eine nimmt Rhythmus und Atem vom anderen. Espedal ist einer der profiliertesten Autoren seines Landes. Die NZZ rühmt seine Sprache als "glasklar", seine Erzählhaltung als "beschwingt". 2009 wurde er mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet.
Mit freundlicher Unterstützung durch: Königlich Norwegische Botschaft, NORLA, Pro Helvetia - Schweizer Kulturstiftung

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de