Der Schmerz Iris Berben liest Marguerite Duras

Lesung in zwei Teilen mit einer Pause.

Der SchmerzMarguerite Duras hat ihre Aufzeichnungen aus dem Paris des April 1945 erst vierzig Jahre später in einem erschütternden Roman veröffentlicht, schonungslos mit sich selbst, ihrem Mann und ihrem Publikum. Im April 1945 ist Paris seit acht Monaten von der deutschen Besatzung befreit, das Ende des Zweiten Weltkriegs steht unmittelbar bevor. An der Gare d'Orsay treffen Heimkehrer aus deutscher Kriegsgefangenschaft ein, Zwangsarbeiter und Überlebende aus den Konzentrationslagern. Unter den Wartenden ist auch Marguerite Duras, 31 Jahre alt und eine noch unbekannte Schriftstellerin. Sie wartet auf ihren Mann, der als Mitglied der Résistance 1944 von der Gestapo verhaftet und nach Deutschland deportiert worden war. Es quält sie die Ungewißheit, ob ihr Mann zurückkehren wird, es quälen sie die Bilder vom unsagbaren Leiden und Sterben in den Konzentrationslagern. Mut und Trost gibt ihr ein Freund, der bald mehr ist als ein Gefährte. Als ihr Mann zurückkommt, nahezu verhungert und verwahrlost, pflegt sie ihn und ist zugleich angewidert von seinem geschundenen Anblick und geplagt von der inneren Gewißheit, daß sie ihn des Freundes wegen verlassen wird, sobald er wieder auf den Beinen ist.

Iris Berben gibt in ihren zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen die starke Kämpferin ebenso überzeugend wie die verletzte Ehefrau oder die schöne Verliererin, ganz zu schweigen von dem komischen Talent, das sie nicht nur bei Sketchup unter Beweis stellte. Der Mut, den Mund aufzumachen, der sie schon als Schülerin auszeichnete, ist Iris Berben heute vor allem ein Instrument gegen das Vergessen, gegen Antisemitismus und für gelebte Toleranz. In ihren Lesungen wird sie nicht müde, immer wieder eindrucksvoll an das Leiden der Opfer der Nationalsozialisten zu erinnern.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de