Lesung mit Ozan Ceyhun.
Ozan Ceyhun zieht eine ernüchternde Bilanz über seine Integration in Deutschland und bietet damit viel Zündstoff für eine Diskussion. Er wollte Deutscher sein, doch seine Geschichte sagt viel über Empfindlichkeiten, Achtlosigkeiten und Vorurteile, die türkischen Deutschen das Leben in ihrer angenommenen Heimat oft verleiden. Ceyhun spricht so gut Deutsch, wie man es nur irgend verlangen kann von jemandem, der eine Sprache erst als Erwachsener gelernt hat. Er hat seine Kinder auf Deutsch erzogen und ihnen Türkisch gar nicht erst beigebracht. Er hat sich die Bestattungsrichtlinie der Gemeinde Nauheim von einer Verwaltungsangestellten diktieren lassen, als Test, um seine Befähigung zur deutschen Staatsbürgerschaft nachzuweisen. Er hat sich als Nazi beschimpfen lassen, als er den Bundesvorstand der Grünen während des ersten Golfkriegs nach Israel begleitete. Und als ein türkischer Bekannter in Rüsselsheim einmal abfällig bemerkte, ein "echter Türke" trage keinen Ohrring, ließ er sich sofort ein Loch ins Ohrläppchen stechen.
Ozan Ceyhun, geboren 1960 in Adana (Türkei) und seit 1980 in Deutschland, war zunächst Mitglied der Grünen und wechselte 2000 zur SPD. Er war SPD-Europaabgeordneter und Mitglied u. a. im Innenausschuss im Europäischen Parlament und in der parlamentarischen Delegation EU-Türkei. Ceyhun arbeitete zuletzt in der hessischen Landesvertretung in Brüssel und ist heute hauptsächlich als politischer Berater in der Türkei tätig. Der Abend wird von Koray Tokmak am Flügel begleitet.
Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de
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Man wird nie Deutscher - Gelsenkirchen - 16.12.2012 – Copyright © 2024 Kleiner Kalender