Johann Gottfried Seume

Vortrag/Lesung: Prof. Dr. Albert Meier / Dr. Heide Hollmer.

Johann Gottfried Seume (1763 -1810) hat sich gern als Mann der Wahrheit ausgegeben. Gerade bei seinen Reiseberichten ist dennoch Vorsicht geboten: Nicht alles darf man ihm unbesehen glauben, weil Seume wie jeder Dichter seine Wirklichkeit poetisch ausgestaltet. Umso reizvoller liest sich namentlich das Hauptwerk 'Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802', das die Aufsehen erregende

Wanderung aus der sächsischen Heimat nach Sizilien und über Paris zurück erzählt. Steht in den italienischen Passagen die scharfe Kritik an einer unheiligen Allianz von Klerus und Adel im Vordergrund, die alle Freude am Erlebnis des "klassischen Bodens" überschattet, so bringt die Frankreich-Erfahrung die deprimierende Einsicht in das Vergebliche aller revolutionären Freiheitshoffnungen mit sich.

Zur 250. Wiederkehr von Seumes Geburtstag erläutern die durch zahlreiche Veröffentlichungen ausgewiesenen Seume-Kenner Heide Hollmer und Albert Meier den Spaziergang nach Syrakus vor dem Hintergrund der deutschen Italien-Sehnsucht und zeigen, wie sich in diesem Klassiker der Reiseliteratur die Sozialkritik
auf immer humorvolle Weise mit der Suche nach Zeugnissen des griechisch-römischen Altertums in südlicher Naturschönheit verbindet. In Kommentar, Lesung und Bild-Präsentation wird Seume als eigensinniger Charakter ebenso deutlich wie der literarische Wert eines der erfolgreichsten Bücher des 19. Jahrhunderts.

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Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de