Vortrag: Prof. Dr. Ulrich Joost.
Der Dichter Johann Christian Günther und sein Vater, oder: Glückssuche, Hiob-Nachfolge und Dichterrolle.
In 'Dichtung und Wahrheit' prägte Goethe die lange Zeit erkenntnisleitende Formel über Johann Christian Günther (1695-1723), den vielleicht bedeutendsten deutschen Lyriker des frühen 18. Jahrhunderts, dem "Leben und Dichten zerrann". Er wusste freilich viel weniger als wir heute über diesen großen "rhythmischbequemen" Lyriker des Übergangs, dessen Gedichte einerseits noch ganz an den schlesischen Barockpoeten geschult waren und andererseits so viel schon von aufklärerischer Philosophie und Ästhetik atmeten, dass er bis weit in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts immer wieder aufgelegt, gelesen, bewundert und nachgeahmt werden sollte.
Der Vortrag versucht, ein grandioses und allein schon wegen seines enormen Umfangs nie so recht beachtetes Rechtfertigungs- und Abschiedsgedicht, eins von Günthers letzten Gedichten und zugleich Kulminationspunkt eines anhaltendenden Konflikts des Dichters mit seinem Vater, zum Sprechen zu bringen. Er geht dabei auch der Frage nach, wieweit die Selbstfiguration des Dichters in diesem Konflikt und die Erfüllung eines frühen Erlebnispostulats für die anhaltende Wahrnehmung jenes "Zerrinnens" verantwortlich ist.
Ulrich Joost ist Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte und allgemeine Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt. Seine Forschungsschwerpunkte: Georg Christoph Lichtenberg, Gottfried August Bürger, Methodik und Praxis der Editorik, Lyrik des Barock.
Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de
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Ein ungehorsamer Sohn - Frankfurt/Main - 19.03.2013 – Copyright © 2025 Kleiner Kalender