Big Bear - Rudy Wiebe liest. Joachim Utz, sein Übersetzer moderiert.

21. März 2012 in Bonn

Rudy Wiebe: Big Bear. Ein biographischer Essay. Übersetzt von Joachim Utz. Tweeback Verlag 2011. 255 S. Geb. 19,95 EUR
Eintritt: 8,- EUR

Big Bear
Big Bear, ein Häuptling der Cree, lebte in einer Zeit des Umbruchs. Die seit Menschengedenken von Generation zu Generation überlieferte Lebensform der Völker der nordamerikanischen Prärie war nicht mehr zu erhalten: der Büffel, der ihnen Nahrung, Kleidung und das Material für ihre Behausungen geliefert hatte, stand vor der Vernichtung. Immer mehr europäische Siedler drängten in die Weiten Kanadas. Hunger, von den Weißen eingeschleppte Krankheiten wie Pocken und Masern, dezimierten die Indianer und zwangen sie, von der kanadischen Regierung diktierte Verträge zu akzeptieren, die das Unvorstellbare Wirklichkeit werden ließen: Die Indianer verloren nach den Büffeln auch ihr Land und damit die Lebensgrundlage. Man versprach ihnen, die "Große Mutter", die im unvorstellbar weit entfernten England lebende und für sie stets unsichtbare Queen Victoria, würde die Stelle des Großen Geistes einnehmen und mit ihren unerschöpflichen Mitteln ihre weißen und roten Kinder ernähren. Dennoch weigerte sich Big Bear, einen Vertrag zu unterzeichnen. Der Verkauf des angestammten Landes blieb ihm unvorstellbar. Statt vieler kleiner Reservate, die den indianischen Stämmen als Lebensraum zugewiesen wurden, schwebte ihm ein großes Reservat für alle Indianer der Prärie vor, auf dem eine Fortsetzung ihrer freiheitlichen Lebensformen hätte möglich sein können. Doch es kam anders. Wegen Beteiligung an einer Rebellion, die er in Wirklichkeit zu verhindern versucht hatte, wurde Big Bear zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Der die Weiten der Prärie gewohnte Mann verbrachte seine letzten Jahre im Gefängnis und in Ketten. Rudy Wiebe lässt ihn mit der Vision sterben, das in den Verträgen zwischen der kanadischen Regierung und den Indianern verankerte Unrecht könne durch Neuverhandlungen geheilt werden, die auf indianischer Seite von Menschen geführt werden, die den Weißen ebenbürtig sind. Solche Neuverhandlungen sind hundert Jahre nach seinem Tod jetzt in Gang. Ihr Ziel ist es, die Indianer in ihre angeborenen Rechte auf Land und Menschenwürde wieder einzusetzen, den Werten und dem Respekt vor der Natur, die Big Bear in schweren Zeiten vergeblich zu verteidigen versucht hatte, gesetzliche Geltung zu verschaffen.

Rudy Wiebe wird 1934 als Sohn russlanddeutscher Mennoniten im Nordwesten Kanadas geboren, nur 40 Kilometer von Big Bears Geburtsort entfernt. Doch scheinen die Spuren dieser bedeutenden Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts verweht, im Geschichtsunterricht in der Schule kommt er nicht vor, erst Rudy Wiebe macht ihn einer größeren Öffentlichkeit wieder bekannt. Auf der Grundlage von Rudy Wiebes Büchern wurde das Leben Big Bears inzwischen auch verfilmt.

In Rudy Wiebes Kindheit spricht die ganze Siedlung Plautdietsch. Sobald man die Kirchenschwelle übertritt, wechselt man zum Hochdeutschen, in die Sprache Luthers, in der Schule und mit Fremden spricht man Englisch. Diese traditionelle Mehrsprachigkeit ist eine der Quellen, aus der Rudy Wiebes Sprache ihre eigentümliche Kraft bezieht. Dreißig Jahre lang lehrt er in Kanada wie auch im Ausland Literatur und Creative Writing.

Rudy Wiebe wurde mehrfach mit dem Governor General's Award ausgezeichnet, dem renommiertesten Literaturpreis Kanadas; für seine Kindheitserinnerungen "Von dieser Erde" erhielt er den Charles Taylor Prize. In Kanada kennt ihn jedes Kind, da seine Werke zur Schullektüre zählen; in Europa wartet sein Werk noch auf umfassende Entdeckung, obwohl bereits fünf seiner wichtigsten Werke in der bewährten Übersetzung von Joachim Utz auf Deutsch vorliegen.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Galerie Böttger
Maximilianstr. 44
53111 Bonn
Wann ist das Event?
Mittwoch, 21. März 2012
20:00 Uhr
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