Esther Kinskys Roman "Banatsko" ist die literarische Feier einer Landschaft, des nördlichen Banat. Noch nie wurde dieses Niemandsland zwischen Ungarn, Serbien und Rumänien mit einem so liebenden Blick betrachtet, seine melancholische Poesie so zum Blühen gebracht wie in diesem Roman.
Während der Leser sie in die halbverfallenen Straßenzüge Battonyas und die sie überwuchernde, sirrende und flirrende Natur begleitet, erzählt sie von einem alten Kino, den Kontakten zu den Dorfbewohnern, einer Liebschaft und der langsamen Eroberung des eigenen Zuhauses in dieser neuen Welt. Vom Rhythmus ihrer Sprache getragen wird der Alltag im ländlichen Banat zum Erlebnis, Kinsky macht ihn hörbar, riechbar. In aller Stille ereignet sich dabei Welt: Den Worten und Dingen wird eine Bedeutung verliehen, die aus der langsamen Annäherung an die fremde Sprache erwächst. Durch genaues Hinsehen wird Einzelheiten auf den Grund gegangen, mit einem Blick, der den Schmerz, der den Dingen innewohnt, mitfühlt, ihn aber nicht beklagt.
Auch in ihrem zweiten Gedichtband "Aufbruch nach Patagonien" führt Esther Kinsky ihre lyrische Erkundung des Lebens fort und erweitert den Kosmos ihrer Bilderwelt - Natur, Landschaft, Jahreszeiten - um Themen, die sie weit über ihr bisheriges Zentrum Mitteleuropa hinausführen. Mit leisem und wissendem Humor bricht sie auf nach Patagonien, ein Land der Sehnsüchte und Träume, folgt den Flügen der schwarzen Raben.
"Wie sehr der Blick ins je andere Land vom Standort abhängt und der Sprache, die man spricht, weiß kaum jemand besser als die Übersetzerin Kinsky mit ihren Übertragungen aus dem Polnischen, Russischen und Englischen. Und so macht sie auch als Autorin ihre Grenzlandreflexionen zu einem Ereignis der Sprache. Man riecht, schmeckt, hört, sieht dieses Land, weil Kinsky es wie ein Fotoalbum langsam durchblättert. Mit der Zeit gewöhnt uns Esther Kinsky an ihren ruhigen, tiefen Blick, an die Prächtigkeit unterschiedlichster Farben, und Klischees lösen sich auf. Die Gegend wird zu einem faszinierenden Übergangsraum, durch den die Frau spazieren geht, um schließlich noch der eigenen Geschichte Raum zu geben. Dass man sich dabei nicht verliert, sondern Halt findet in außergewöhnlich schönen Sätzen, verwundert nicht nach Kinskys vielbeachtetem Debüt Sommerfrische."
Anja Hirsch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Januar 2011
Esther Kinsky, geboren 1956, studierte Slawistik und Anglistik in Bonn und Toronto. Sie arbeitet als Autorin und Übersetzerin aus dem Polnischen, Englischen und Russischen. Ihre Übersetzungen umfassen Werke von Ida Fink, Hanna Krall, Ryszard Krynicki und Aleksander Wat. Zuletzt erschienen ihre Romane "Sommerfrische" und "Banatsko". Esther Kinksy lebt in Berlin.
Begrüßung: Norbert Wehr
Eintritt: 8,- Euro / erm. 5,- Euro
Eine Veranstaltung der Buchhandlung Proust, des Schreibheft, Zeitschrift für Literatur und des Museum Folkwang, Essen.
Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de
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Aufbrüche in fremde Landschaften. Eine Begegnung mit Esther Kinsky - Essen - 20.04.2012 – Copyright © 2025 Kleiner Kalender