1. Bonner Lesebühnenfest

3. Oktober 2014 in Bonn

„Es muss Anfang 1991 gewesen sein, als ich sie zum ersten Mal sah (…) Eine Gruppe von sieben Leuten alle Wessis, alle Männer, setzen sich jeden Sonntagmittag in ein Café und erzählen sich, was sie in letzter Zeit erlebt haben oder was sie von den neuesten Kapriolen der Berliner Politik halten.“

So verwundert beschrieb der Berliner Autor Dan Richter seine Initiation in die geheimnisvolle Welt der Lesebühnen. Derartiges war neu, sogar im Berlin der Nachwendezeit. Da traten Autoren mit unveröffentlichten Werken direkt vor ein Publikum und lasen Geschichten über ihr Leben und das ihrer Stadt vor – und das auch noch unterhaltsam und überaus komisch. Vom hohen Ton des Literaturbetriebs war das so weit entfernt wie eine Weddinger Kiezkneipe von einem Sektfrühstück in Wilmersdorf.

Zwei Dekaden später hat sich die Verwunderung etwas gelegt, einige Lesebühnenautoren der ersten Stunde wie Wladimir Kaminer oder Horst Evers gehören heute zu den erfolgreichsten deutschen Autoren. Inzwischen haben auch Kabarettisten und Poetry Slammer das Format „Lesebühne“ für sich entdeckt - am formschön einfachen Konzept des abwechselnden Schaulesens im Rudel wurde dennoch bis heute nicht gerüttelt. Noch immer finden sich Woche für Woche, oder eben Monat für Monat, in vielen deutschen Städten Autorenensembles in Kneipen,
Theatern und Clubs zusammen, um frisch geschriebene Geschichten zu präsentieren.

Längst sind nicht alle Vorleser mehr männliche Wessis, die Welt der Lesebühnen ist vielfältiger und größer geworden, findet man die Veranstaltungen doch auch in Österreich, Luxemburg und (vor allem im deutschsprachigen Teil) der Schweiz.

In Nordrheinwestfalen existiert die wohl lebendigste und größte Lesebühnenszene des Landes neben der in Berlin. Und wie in der Hauptstadt hat jede Bühne ihren eigenen Ton, ihren eigenen Humor und ihre eigenen Rituale. In NRW kommt aber noch eine regionale Färbung dazu - so unterscheidet sich der funkelnden Esprit Westfalens deutlich vom feinen Humor des Ruhrgebiets und der stille Nachdenklichkeit des Rheinlandes.

Wir haben die besten Lesebühnen des Landes gebeten, ihre angestammten Reviere in Köln, Münster, Wuppertal und Dortmund zu verlassen und zu diesem einmaligen Treffen im Bonner Pantheon gebeten.

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Salmen & Sträter, Wuppertal

„Eigentlich wollten sie Klavier-Kabarett machen, aber dann stellten sie fest, dass sie kein Klavier hatten“, heißt es in der Gründungslegende der Wuppertaler Geschichtenmanufaktur „Als eine Kuh des Weges kam, fragte es die anderen Pferde...“ von Patrick Salmen und Torsten Sträter. Was als herber Verlust für die Musik begann, geriet zum Triumph für Literatur und Lesebühnengewerbe. Mangels Klavier brachte Salmen seine überschäumende Lebensfreude in Soloprogrammen wie „Ich habe eine Axt“ unters Volk, während sich Horrorautor Sträter vom Schrecken auf den Humor verlegte, sein Feingefühl aber weitgehend beibehielt, wie er etwa in dem Band „Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben“ (Carlsen Verlag) beweist. Der Rest ist Erfolgsgeschichte: Poetry-Slam-Meister 2010 (Salmen), Passauer Scharfrichterbeil 2012 (Sträter), Publikumspreis des Prix Pantheon 2013 (Sträter), Weltherrschaft (beide, ca. ab 2015).

LMBN, Dortmund

Wenn für Siege bei Poetry Slams Lametta verliehen würde, dann sähen die Herrschaften von LMBN aus wie die Weihnachtsbäume. Sebastian 23 (z.B. Poetry-Slam-Meister 2008), Andy Strauß, Sulaiman Masomi und Misha Anouk haben dort nämlich schon alles gewonnen, was nicht niet- und nagelfest ist. Neben eigenen Bühnenprogrammen, Roman- und Theaterprojekten betreiben die umtriebigen Herren aber auch die überaus prächtige „Slam-Kabarett-Burlesk-Entertainment-Show“„LMBN“ mit Live-Zeichner Artur Fast, die im Ruhrgebiet kultische Verehrung genießt und dort monatlich den Dortmunder Jazz-Club „domicil“ füllt.

„die 2 drei", Münster

Aus ihrem karibischen Stammlokal „Cuba Nova“ in Münster kommt das Autorentrio der Lesebühne „die 2 drei“: Andreas „Action Andi“ Weber hat spätestens mit seinem Thriller „Radau“ (Unsichtbar Verlag) bewiesen, dass er sich literarisch unter Auftragskillern ebenso wohl fühlt wie auf den Familienfeiern der westfälischen Tundra, während Slam Poet und Romanautor Michael Göhre („Jungsmusik“, Satyr Verlag) sich als kompetent-komischer Chronist der Heavy Metal-Szene hervorgetan hat. Komplettiert wird der Dreierbund von Multitalent und LMBN-Mitglied Andy Strauss, dem auf der Bühne von Ausdruckstanz bis zum Stegreif-Monolog eigentlich alles zuzutrauen ist. Er schreibt aber auch hervorragende Geschichten.

Rock'n Read, Köln

Eigentlich war die Lesebühne Rock´n Read, die ihren rockigen Namensteil wegen der musikalischen Stargäste trägt, als Damenlesetruppe um Comedienne, Autorin und Singer/Songwriterin Dagmar Schönleber, Romanautorin Katinka Buddenkotte („Betreutes Trinken“, Knaus Verlag) und Krimiautorin, Kabarettistin und Regisseurin Marina Barth geplant. Bis Roman- und Sachbuchautor Christian Bartel („Betreutes Wohnen, Ulllstein“) unter nie ganz geklärten Umständen auf der Bühne auftauchte. Seitdem ist Rock´n Read nicht nur die erste Adresse für sprachgewordenen Punkrock in der Domstadt, sondern auch koedukativ. Und spätestens, wenn gemeinsam der Abschlusssong gesungen wird, setzt sogar verträumtes Schunkeln ein.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Pantheon-Theater
Bundeskanzlerplatz
53113 Bonn
Wann ist das Event?
Freitag, 3. Oktober 2014
20:00 Uhr
Seit 3497 Tagen vorbei!

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