Der Titel des neuen Gedichtbandes von Marcus Roloff, <em>reinzeichnung</em>, wirft Fragen auf, die der Leser durch die Wahl seiner eigenen Perspektive beantworten kann. Was ist mit "Reinzeichnung" gemeint – die präzise Ausarbeitung einer Vorstellung oder eines Bildes? Oder der Vorgang, in eine schon bestehende Zeichnung eigene Vorstellungen eines Bildes einzuschreiben, einen Prätext also mit etwas Neuem zu überschreiben? Im Zentrum vieler Texte des Bandes steht eine intensive Auseinandersetzung mit existierenden Werken der bildenden Kunst. Dabei zeichnet Roloff in ein bekanntes Bild nicht nur die eigene Wahrnehmung hinein, sondern weist der gewohnten Position des Betrachters in einem Museum eine neue Platzierung zu. Ohne mit der Malerei zu konkurrieren, bringt Roloff seine Sprache in Position, um die Eindrücke aus dem Filter seiner eigenen Subjektivität herauszulösen.
Die Methode, den Vorgang des Betrachtens in eine neue, eine lyrische Form zu überführen, wendet Roloff ebenso auf seinen Blick auf die Stadt an. Dabei werden die (Text-)Grenzen zwischen der kühlen Museumsatmosphäre und den pulsierenden, teilweise morbiden Impressionen der Stadt fließend, so dass am Ende ein Gedichtband steht, der Kultur und Leben, Kunst und menschliche Existenz engführt und aufs Vitalste in Verbindung zueinander setzt.
Mod.: Harry Oberländer
Zeit: 20 Uhr
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,-
Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de
Startseite – Kalender – Lexikon – App – Sitemap – Impressum – Datenschutzhinweis – Kontakt
Marcus Roloff - Frankfurt am Main - 30.10.2015 – Copyright © 2024 Kleiner Kalender