Ensemble Fletch Bizzel - "Das kunstseidene Mädchen"

Von Gottfried Greiffenhagen nach einem Roman von Irmgard Keun.

Doris ist 18 Jahre, eine lebensdurstige junge Frau zu Beginn der dreissiger Jahre, die raus will aus dem Kleinstadtmief. Sie will keine Tippse mehr sein, kein provinzieller Backfisch, sie will anders sein als die langweiligen angepassten Mädchen um sie herum, sie möchte ein "Glanz" werden. Sie stiehlt einen Pelz und macht sich auf zum Ziel ihrer Träume, nach Berlin, in die vielversprechende, verrufene, verwirrende Glitzerwelt der Großstadt,...
...wo sie untertaucht bei einer Freundin, aber auch eintaucht in das Nachtleben, das verucht-schillernde Milieu der Musik-Bars und Halbweltkneipen. Sie turtelt mit angegrauten Industriemagnaten und reichen Snobs, Männer, die von ihr begeistert sind von ihrer Natürlichkeit und ihrem Optimismus. Doch ebenso schnell lassen die Männer sie auch wieder fallen, und sie landet auf der Straße. So stolpert sie naiv und fröhlich von einer Enttäuschung in die nächste, immer auf der Suche nach dem "Glanz" und dem Mann, der sie wirklich liebt. Die von den Nazis verfolgte Irmgard Keun (1905-1982) wurde erst kurz vor ihrem Tod als Schriftstellerin
wiederentdeckt. 1981 erhielt sie den Marieluise-Fleißer-Preis.
Bianka Lammert spielt "Das kunstseidene Mädchen" als eindrucksvolle Geschichte einer wilden Sehnsucht nach selbstbestimmtem Glück und der prallen Fülle des Lebens, die den Zuschauer, wie Kurt Tucholsky bemerkte, "unwiderstehlich in einen Wirbel von toller Laune, tiefem Gefühl und tragischer und komischer Verstrickung hineinzieht.? Begleitet wird sie dabei von dem Pianisten Oleg Bordo, der mit den Evergreens der ausgehenden Weimarer Republik den Soundtrack der dreissiger Jahre beisteuert und damit den atmosphärischen Background für ein faszinierendes Theatersolo liefert.

Regie Hans-Peter Krüger I Assistenz Janine Hanke I mit Bianka Lammert I musikalische Begleitung Oleg Bordo

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de