Theater Extra: Peer Gynt

Regie: Nils Neumann
Bühne und Licht: Connor Dreibelbis
Musik: Max Hundelshausen

Mit: Karolin Dieckhoff, Simon Keel, Daniel Kozian und David Lukowczyk

Ibsens Titelheld ist ein Durchschnittstyp, der statt seiner verwitweten Mutter zu helfen lieber seiner Phantasie und seinen Tagträumen nachhängt und so der engen Wirklichkeit des Heimatdorfes entflieht. Dort gilt er aufgrund seiner Lügengeschichten als Außenseiter und wird von der dörflichen Gesellschaft verstoßen. Nach einer Begegnung mit Solveig, die für ihn die Sicherheit des elterlichen Hauses aufgibt, um mit ihm für den Rest ihres Lebens zusammen zu sein, zieht Peer, auf der Suche nach seinem inneren Kern, der nur ihn kennzeichnet und sein Wesen ausmacht, in die Welt hinaus. Getrieben von dem Wunsch nach etwas Höherem, Besseren, nach seinem "Kaisertum" wechselt Peer kraft seiner Phantasie und seinem Hang sich durch Lügen einer Festlegung oder Verpflichtung zu entziehen rücksichtslos seine Rollen. Immer in der Überzeugung Mensch zu sein, immer er selbst zu sein.

Mit Peer Gynt schafft Ibsen eine literarische Figur, die fernab von allen zeitbezogenen Anspielungen an die norwegische Tagespolitik des 19. Jahrhunderts innerhalb des Textes, das Lebensgefühl der modernen westlichen Generation widerspiegelt. Eine Generation, deren Lebensplanung nicht mehr durch strenge soziale Muster vorgegeben wird. Eine Generation, die Teil einer Multioptionsgesellschaft ist innerhalb derer sich ihr eine Vielfalt von Lebenswelten und Rollenprofilen zur Auswahl bieten. Eine Generation, die mitunter spontan und flexibel auf die schnell wechselnden sozialen und kulturellen Lebensbedingungen reagieren muss. Welche Rolle(n) soll man spielen und welche Rolle spielt dabei das Ich?

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de