Der Kasparhausermoment (UA)

von Lukas Hammerstein.

Zum Inhalt:Kaspar Hauser, das rätselhafte Findelkind, der am 26. Mai 1828 in Nürnberg als etwa 16-jähriger Junge auftauchte, erregt bis heute die Gemüter. Durch seine späteren Aussagen, dass er allein in einem dunklen Raum gefangen gehalten worden sei, erfuhr er internationale Aufmerksamkeit. Ein zeitgenössisches Gerücht kolportierte, Hauser sei der 1812 geborene Erbprinz von Baden, den man gegen einen sterbenden Säugling getauscht habe, um einer Nebenlinie des badischen Fürstenhauses die Thronfolge zu ermöglichen. In der geschichtswissenschaftlichen Literatur gilt diese "Prinzenlegende" auf Grund später publizierter Dokumente und Augenzeugenberichte über den Tod des Prinzen als widerlegt. Eine wissenschaftlich publizierte Genanalyse von 1996 zeigte, dass eine Hauser zugeschriebene Blutprobe nicht vom badischen Erbprinzen stammen kann. Eine weitere Genanalyse von 2002 konnte keinen sicheren Gegenbeweis erbringen, so dass sich bis heute die unterschiedlichsten Legenden halten. Fest steht, dass Kaspar Hauser am 17. Oktober 1829 mit einer ungefährlichen Schnittwunde aufgefunden wurde und am 14. Dezember 1833 mit einer schließlich tödlichen Stichwunde nach Hause kam.

Kaspar Hauser, ein Mann, der verzweifelt um Aufmerksamkeit ringt? Ein Nobody, der zu allem bereit ist, um berühmt zu werden? Ein verwundeter Mann, der in die Welt stolpert und sie nicht versteht?

Ein interessanter Ausgangspunkt für eine neue literarische Annäherung. Vor diesem Hintergrund und auf der Suche nach dem Kasparhausermoment in uns, schreibt der Münchner Autor Lukas Hammerstein, dessen Stück "Damals wurde es irgendwie heller" in der vergangenen Spielzeit in den Kammerspielen uraufgeführt wurde, 185 Jahre nach dem Auftauchen Kaspar Hausers für das Schauspiel des Staatstheaters ein neues Theaterstück.

Wir danken dem Stadtarchiv Nürnberg für die Anregung und Unterstützung.

Inszenierung: Oliver Endreß

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de