Gastspiel des Meininger Theaters: Der Bettelstudent

Operette in drei Akten von C. Millöcker, Libretto von C. Walzel & R. Genée.

Musikalische Leitung: N.N.

Regie: Wolfgang Quetes

1704. - Heiliges Kanonenrohr! Wie konnte sie es nur wagen, ihn vor aller Augen mit dem Fächer ins Gesicht zu schlagen, wo er sie doch nur aus Verehrung auf die Schulter geküsst hatte! - Oberst Ollendorf schäumt vor Wut, weil die schöne Comtesse Laura ihn, den erfolgreichen Militär, dessen Interesse ihr doch hätte schmeicheln müssen, so krude hat abblitzen lassen ... und er schwört Rache!

Lauras Mutter, die verarmte Gräfin Nowalska, ist eifrig auf der Suche nach einem ebenso hochadeligen wie reichen Ehemann für ihre Tochter, und so beschließt Oberst Ollendorf, die Familie genau in diesem heiklen Punkt zu treffen. Er lanciert das Gerücht, der reiche Fürst Wybicki befinde sich gerade auf Brautschau in der Gegend und stellt der Familie kurz darauf Symon Rymanowicz, einen jungen, eigentlich gerade inhaftierten Studenten, als den besagten Freier vor. Es kommt, wie es kommen muss: Laura verliebt sich auf der Stelle in den vermeintlichen Fürsten, ihre Schwester Bronislawa ist verzaubert von dessen "Sekretär", und die Mutter sieht ihr finanzielles Problem gelöst und ihre Eitelkeit befriedigt. Doch bei der bald folgenden Doppelhochzeit lässt Oberst Ollendorf den Schwindel genüsslich auffliegen.

Allerdings wäre die Operette keine Operette, wenn dies das traurige Ende wäre...

Mit seinem "Bettelstudent" schuf Carl Millöcker eine der beliebtesten Wiener Operetten, die beschwingte Heiterkeit und Komik mit inniger Romantik zu verbinden weiß und nicht zuletzt durch Melodien wie Ollendorfs ebenso aufgebrachtes wie walzerseliges "Ach, ich hab' sie ja nur auf die Schulter geküsst", Symons galantes "Ich knüpfte manche zarte Bande" oder aber das reizende tänzerische Duett der Liebenden Laura und Symon "Ich setz' den Fall", in dem der Student vergeblich versucht, der Geliebten seine einfache Herkunft zu erklären, unsterblich wurde.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de