Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos

Zum Inhalt:Als "Kunstdialekt" und "typisch Schwabisch" wird die Sprache im Werk des österreichischen Dramatikers Werner Schwab gerne bezeichnet. Auseinandergenommene und kunstvoll wieder zusammengesetzte Wortkaskaden ergeben groteske Abbilder voller Dreck und Abschaum, die provozieren und demaskieren, dabei aber urkomisch sind. In seiner Komödie "Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos" errichtet er einen Mikrokosmos unserer Gesellschaft: Da ist die verlebte Pensionistin mit ihrem Sohn Herrmann, der Maler werden will und nur ein Leben voller Misshandlungen und schlechte Landschaftsbilder vorweisen kann. Not und eine eigentümliche Hass-Liebe ketten Mutter und Sohn aneinander. Da ist die Familie Kovacic, die gierig und selbstgefällig Raum für ihre Existenz verlangt und dabei jede Grenze politischer Korrektheit niedertrampelt. Da ist Frau Grollfeuer, die tyrannisch über ihre Mitmenschen verfügt und doch rührend zärtlich werden kann, wenn sie sich dem von allen herumgestoßenen Herrmann zuwendet.
Wie kaum ein anderer Autor zelebrierte Werner Schwab die Selbstzerstörung seiner Figuren und erzählt damit weniger eine Geschichte, als dass er der Menschheit einen Spiegel vorhält. Das erzeugte Zerrbild dieser "Radikalkomödie" mag übertrieben sein, aber es lässt vor allem jede Theaterkonvention zerspringen und erlaubt keinen Augenblick gemütlichen Zurücklehnens oder Nicht-Verhaltens.

Die Sprengkraft seiner Sprache machte Werner Schwab zu Beginn der 1990er Jahre zu einem gefeierten Autor, dessen früher Tod allzu symptomatisch für Leben und Werk erscheint. Hinterlassen hat er die Herausforderung seiner Werke, die uns immer wieder zwingen, in die Abgründe unserer Gesellschaftssysteme zu blicken.
"Volksvernichtung" ist eine Abrechnung mit den Wertevorstellungen von Nachbarschaft und Familie und nach "Präsidentinnen" 2003 die zweite Inszenierung eines Schwab-Stückes am Staatstheater Nürnberg.

Inszenierung: Schirin Khodadadian
Bühne: Günter Hellweg
Kostüme: Carolin Mittler

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de