Madama Butterfly

<div><div>Ein Amerikaner kommt nach Japan und mietet „für 99 Jahre mit monatlicher Kündigungsfrist“ ein Haus und eine Ehefrau. Auf den Höhepunkt eines berückend schönen Liebesduetts fällt der Vorhang. Pause. Die Japanerin, inzwischen Mutter eines Kindes aus der Verbindung, wartet jahrelang unbeirrbar, aber vergeblich auf seine Rückkehr. Denn, da ist sie sicher, amerikanische Ehen werden für die Ewigkeit geschlossen. Als sie ihren Irrtum erkennt, verspricht sie das Kind seiner amerikanischen Frau und tötet sich.</div><div>Wenige Opern evozieren derart kohärente Bilder wie Puccinis 1904 auf dem Höhepunkt der europäischen Japanmode uraufgeführter Madama Butterfly. Kaum hören wir den Titel, sehen wir auch schon die trippelnde, devote Geisha in ihrem Kimono vor uns, die so gern Amerikanerin wäre, und schließlich doch auf altjapanische Art Harakiri begeht. Tatsächlich sind westliche Japanklischees Voraussetzung</div><div>des Stücks. Der Amerikaner Pinkerton vergleicht Butterfly zu Beginn begeistert mit einer „Nippesfigur“: Ihn fasziniert sein Bild einer perfekten Japanerin, weniger eine konkrete Frau aus Fleisch und Blut. Doch auch Butterflys Traum vom heroisch für die Ewigkeit liebenden Amerikaner hat wenig mit dem realen Pinkerton zu tun. So sind sich die Protagonisten – und damit auch das Japan und „der Westen“, wie Puccini sie entwirft – ähnlicher, als man zunächst denkt: Grundlage</div><div>dieser Liebesgeschichte ist ein ebenso tragisches, wie emphatisch verteidigtes gegenseitiges Missverständnis.</div><div>Dieser Spur wird die Regisseurin Eva-Maria Höckmayr, die 2010 für <em>Pelléas und Mélisande</em> in Aachen den Götz-Friedrich-Preis für Opernregie gewann und jüngst mit ihrer psychologisch genauen Lektüre von Pique Dame in Freiburg Kritik und Publikum begeisterte, in ihrer Neuinszenierung für Weimar folgen. Die musikalische</div><div>Leitung hat Martin Hoff.</div></div><div> </div><div> </div><div> </div>

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de