Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

3. Juli 2013 in Wiesbaden

Oper in drei Akten von Kurt Weill.

Eröffnung der Internationalen Maifestspiele 2013

Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Libretto von Bertolt Brecht
Musikalische Leitung Zsolt HamarInszenierung Manfred Beilharz
,Wie man sich bettet, so liegt man': Ein Taifun bedroht die Paradies-Stadt Mahagonny, in der die Bewohner ein beschauliches, aber zunehmend unzufriedenes Leben führen. Die Bedrohung inspiriert ein neues Gesetz: Du darfst alles!
Mit einer Musik, die die gängigen Klischees der Unterhaltungsmusik zu einer neuen dynamischen Kunstform erhebt, haben Weill und Brecht eine spannungsreiche Oper geschaffen, die mit immer neuen Überraschungen aufwartet.
'Darum lasst uns hier eine Stadt gründen und sie nennen Mahagonny, das heißt: Netzestadt!' So legt die Witwe Begbick, die mit Dreieinigkeitsmoses und Fatty auf der Flucht vor der Polizei ist, den Grundstein für die neue Paradies-Stadt, in der den Goldschürfern jedes Bedürfnis erfüllt und das Gold aus der Tasche gezogen werden soll. Immer mehr Menschen zieht es in die Stadt: So Jenny, die auf der Suche nach Dollars ist, und Jim, Jakob, Bill und Joe, die in Mahagonny Liebe, Whisky und Poker genießen wollen. Jim und Jenny begegnen sich - eine Liebesgeschichte bahnt sich an. Die Stadt blüht auf, aber bald herrscht Langeweile unter den Einwohnern. Der nahende Taifun, der die Stadt bedroht, ändert die Lage, und die Parole heißt bald: Du darfst alles! Der Taifun biegt ab, aber die 'Gesetze der menschlichen Glückseligkeit', die Jim Mahoney eingeführt hat, bleiben in Kraft. Die Vergnügungsstadt erlebt einen neuen Boom. Das hemmungslose Vergnügen wird bis zur Selbstzerstörung praktiziert: Zuerst Essen, dann Lieben und Boxen, schließlich Saufen. Die Bedürfnisse steigen - und mit ihnen die Preise. Denn: Man darf zwar alles - aber nur, wenn man es bezahlen kann! Das wird Jim, der alles Geld beim Wetten verliert, zum Verhängnis. Er wird zum Tode verurteilt 'wegen Mangel an Geld' was das größte Verbrechen ist. Seine Verurteilung wird zum Anlass einer riesigen Demonstration, die den Untergang der Stadt einleitet.

Das 'Mahagonny'-Projekt stand mehrere Jahre im Zentrum der Zusammenarbeit von Kurt Weill und Bertolt Brecht. Zunächst entstand für Baden-Baden ein Songspiel unter dem Titel 'Mahagonny', das im Sommer 1927 uraufgeführt wurde. Von 1927 bis 1929 arbeiteten Weill und Brecht den Stoff des Songspiels schließlich zu einer neuartigen 'epischen' Oper unter dem Titel 'Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny' aus, zu einem satirischen und desillusionierenden Gegenentwurf, mit dem das Genre der Oper erneuert werden sollte. Er wurde zur negativen Utopie einer kapitalistischen Gesellschaft, die uns spätestens seit der Bankenkrise sehr vertraut vorkommt. 1930 fand in Leipzig die Uraufführung der Oper statt und geriet zum Eklat. Derweil hatte der Songstil Weills aber bereits die Schlager- und Filmindustrie sowie die Kabaretts erobert. Weltberühmt wurden die Mahagonny-Songs 'Moon of Alabama' und 'Wie man sich bettet, so liegt man', unter anderem interpretiert von Lotte Lenya und später von Hildegard Knef und Ute Lemper.

Vor dem Hintergrund heutiger Finanzkrisen erhält die Oper neue Brisanz. Denn in einer Welt, in der Größenwahn und unsinnige Geldspekulationen die Wirtschaft ganzer Staaten ins Wanken bringen, ist 'Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny' noch lange nicht aus der Mode gekommen.

Die Musikalische Leitung der Neuproduktion liegt bei Generalmusikdirektor Zsolt Hamar, der mit Beginn der Spielzeit 2012/13 sein Amt am Hessischen Staatstheater Wiesbaden antrat und neben der Eröffnungspremiere der Maifestspiele 2013 auch die Neueinstudierung der Opern 'Aida', 'Lucia di Lammermoor' und 'Ariadne auf Naxos' leitet. Er stammt aus Budapest, wo er am Béla-Bartók-Konservatorium Komposition studierte und an der Franz Liszt-Musikakademie Budapest Dirigieren. Nachdem Zsolt Hamar fast alle ungarischen Orchester geleitet hatte, berief ihn im Herbst 1997 die Ungarische Nationalphilharmonie zum Ersten Ständigen Dirigenten. Von 2000 bis 2009 übernahm er die Position des Chefdirigenten und Künstlerischen Leiters des Pannon Philharmonischen Orchesters der Stadt Pécs, der Kulturhauptstadt Europas 2010. Von 2002 bis 2007 war Zsolt Hamar Erster Ständiger Gastdirigent des Orchestra di Padova e del Veneto. Neben den führenden ungarischen Orchestern arbeitet er mit vielen internationalen Klangkörpern. Neben seiner Tätigkeit als Konzertdirigent widmet sich Zsolt Hamar seit Beginn seiner Karriere mit großer Leidenschaft der Oper. So war er neben seiner ständigen Verpflichtung an der Staatsoper Budapest regelmäßig an internationalen Opernhäusern zu Gast, darunter die Theater in Lissabon, Cagliari, Verona, Florenz und Frankfurt. Am Opernhaus Zürich debütierte Zsolt Hamar mit großem Erfolg im Mai 2007 und wirkte dort als ständiger Gastdirigent. Seit 2009 ist er Gastprofessor an der Franz Liszt-Musikakademie Budapest.
Zsolt Hamar wurde für seine künstlerischen Verdienste vom ungarischen Präsidenten mit dem Ritterkreuz der Republik Ungarn ausgezeichnet und vom ungarischen Kulturminister mit dem Franz-Liszt-Preis.
Beim Maggio Musicale Florenz 2012 dirigierte Zsolt Hamar den Bartók-Doppelabend 'Der wunderbare Mandarin' und 'Herzog Blaubarts Burg' und hat bereits eine erneute Einladung erhalten.

Intendant Manfred Beilharz (Inszenierung) eröffnet die Internationalen Maifestspiele 2013 mit einer eigenen Musiktheater-Inszenierung. Der promovierte Jurist und Theaterwissenschaftler war nach Intendanzen am Landestheater Tübingen (1970-1975), am Stadttheater Freiburg (1976-1983), am Staatstheater in Kassel (1983-1992) und Schauspiel Bonn (ab 1992) ab 1997 als Generalintendant des Theaters der Bundesstadt Bonn (unter Einschluss der Oper und der Tanzsparte) tätig.
Seit Beginn der Spielzeit 2002/2003 ist er Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden und Künstlerischer Leiter der Festivals 'Internationale Maifestspiele' sowie der Theaterbiennale 'Neue Stücke aus Europa'. Er erarbeitete etwa 50 Inszenierungen in Schauspiel und Oper, so Stücke von Botho Strauß, Hans Werner Henzes Oper 'Der heiße Ofen' (Uraufführung), Ravels 'L'enfant et les sortilèges', Verdis 'Falstaff', Beethovens 'Fidelio', Alban Bergs 'Wozzeck' (2005 als israelische Erstaufführung an der Oper Tel Aviv) und die französische Erstaufführung von 'Frühlings Erwachen' von Frank Wedekind in der Comédie de Saint-Etienne. Zuletzt inszenierte Beilharz am Staatstheater Wiesbaden Schostakowitschs Oper 'Lady Macbeth von Mzensk' und die selten aufgeführte Oper 'Tiefland' von Eugen d'Albert, im Schauspiel Kleists 'Käthchen von Heilbronn', Büchners 'Woyzeck', Brechts 'Herr Puntila und sein Knecht Matti', 'Glaube Liebe Hoffnung' und 'Geschichten aus dem Wiener Wald' von Horváth, 'Othello' von Shakespeare sowie 'Die Wildente' von Ibsen. Gemeinsam mit dem Dramatiker Tankred Dorst gründete er 1992 die 'Bonner Biennale', ein Festival zeitgenössischer Dramatik, das seit Juni 2004 als 'Neue Stücke aus Europa - Theaterbiennale' mit internationalem Erfolg am Staatstheater Wiesbaden und seit 2008 auch in Mainz fortgesetzt wird.
Manfred Beilharz ist Vizepräsident der Hessischen Theaterakademie Frankfurt, Mitglied der Akademie für Darstellende Künste Frankfurt/Bensheim, Mitglied der Europäischen Theaterkonvention, Paris, Jury-Mitglied des Premio Europa, des wichtigsten europäischen Theaterpreises, sowie als Nachfolger von August Everding seit 1999 Präsident des deutschen Zentrums des Internationalen Theaterinstituts (ITI) Berlin. Er war 2002 Künstlerischer Direktor des alle drei Jahre stattfindenden ITI-Festivals 'Theater der Welt' in Bonn, Düsseldorf, Köln. Einladungen seiner Inszenierungen wurden beim Festival 'Theater der Nationen' 2009 in Nanjing/China sowie in Polen und Slowenien gezeigt. Manfred Beilharz war im November 2012 nach Tel Aviv eingeladen, um zum Büchner-Jahr eine Neueinstudierung der Oper 'Wozzeck' von Alban Berg zu inszenieren, und war aus demselben Anlass im Oktober 2012 mit seiner Schauspielinszenierung 'Woyzeck' beim EU-Festival 'Splendid Europe' am Nationaltheater in Peking zu Gast.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Christian-Zais-Straße 3
65189 Wiesbaden
Wann ist das Event?
Mittwoch, 3. Juli 2013
19:30 Uhr
Seit 3953 Tagen vorbei!

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