Wie Europa gelingt. Eine EU-Familienaufstellung.

22. November 2013 in Dresden

Wie Europa gelingt. Eine EU-Familienaufstellung..

Die EU-Verfassung lag lange auf Eis. Sie wurde geändert, ausgedünnt, umbenannt - und 2009 als Vertrag von Lissabon endlich von allen Mitgliedstaaten ratifiziert. Genützt hat es alles nichts, Europa tut sich zunehmend schwer mit der Einigkeit. Dies ist der Ausgangspunkt der Berliner Autorin Katja Hensel, dem Thema einen Theaterabend zu widmen: "Wie Europa gelingt. Eine EU-Familienaufstellung".

Die Familienaufstellung ist ursprünglich ein therapeutisches Mittel und wurde von Bert Hellinger ins Leben gerufen, in der Absicht, Regeln und Hierarchien innerhalb einer Familie wieder herzustellen und damit seelischen Frieden für alle Mitglieder zu schaffen. Die Methode ist äußerst umstritten, ebenso wie die nach wie vor auf Eis liegende europäische Verfassung. Hier setzt das Stück an:

Die Europäische Union begibt sich als Familie zur Psychotherapie. Denn in der Familie brodelt es gewaltig: Euro-Krise, Identitätsprobleme, massiver Nationalismus und jede Menge unbewältigter Geschichte und Geschichten. Wie Europa gelingen kann, fragen sich die Mitglieder der EU-Familie schon seit geraumer Zeit. Estland sucht noch seinen Platz in der Familie, es fehlt dem Land an europäischem Geist und innerem Frieden mit seiner Herkunftsfamilie Sowjetunion. Polen erinnert noch jede historische Verwundung als wäre sie gestern gewesen. Aus Finnland bricht der Überdruss an der eigenen, zur Kruste erstarrten Konsenshaltung heraus. Spanien kämpft mit den selbst auferlegten Sparmaßnahmen ebenso wie mit der wenig aufgearbeiteten Geschichte der Franco-Diktatur. Und Slowenien, das Land mit der höchsten Selbstmordrate in der EU, ist auf einer dramatischen Talfahrt vom Vorzeige-Mitglied zum Krisenkandidaten. Diese und weitere nationale Sorgen, Befindlichkeiten und historischen Wunden lähmen die Dynamik der EU-Familie, die daraus resultierenden Gräben gefährden die gemeinsame Zukunft. In einer psychotherapeutischen Sitzung unter Leitung der erfahrenen Therapeutin Inge Hell werden die Probleme von zunächst sieben EU-Mitgliedstaaten diskutiert und analysiert, in der Hoffnung der EU neuen Schwung und Einigkeit zu verleihen. Wird es gelingen, die Familie vor dem Auseinanderbrechen zu bewahren?

Das Thema "Entwicklung der Europäischen Union" hat längst Einzug in die neue deutsche Dramatik gehalten. Doch während die Komplikationen in erster Linie exemplarisch auf Einzelschicksale herunter gebrochen werden oder in dokumentarischer Manier Allgemeinplätze formulieren, ist die "EU-Familienaufstellung" der äußerst seltene Versuch, beide Pole zusammen zu bringen.

Die besondere Qualität der Autorin Hensel besteht im humorvollen Einsatz und Brechen von Vorurteilen und Klischees: Indem sie typische Theatermittel, wie die Psychologisierung einer Figur, auf abstrakte Themen wie die Europäische Union überträgt, entstehen Assoziationen und Erkenntnisse, die weit über aufklärerische Berichte und Meldungen hinausgehen. Die Personifizierung von Mitgliedsländern ermöglicht zum einen die "Beseelung" der offensichtlichen Konflikte, zum anderen bleibt der Blick auf das große Ganze erhalten.

"Wie Europa gelingt. Eine EU-Familienaufstellung" wurde vor sechs Jahren konzipiert und zum Festival " Projektion Europa" am Schauspielhaus Hamburg eingeladen. In mehreren Aktualisierungen war das Stück u.a. am Münchner Volkstheater, im Roten Rathaus Berlin und an vielen anderen Orten zu Gast.

Neue Krisen schreien nach neuen Texten. Darum hat die Autorin die jüngsten Entwicklungen in Europa aufgegriffen und das Stück ein weiteres Mal aktualisiert. In dieser neuen Fassung rückt die Autorin das drohende Zerbrechen der Familie in den Fokus. Bereits thematisierte Länder werden diesbezüglich neu beleuchtet, andere Mitglieder werden ins Visier genommen. Die aktuelle Fassung hatte am 7.Mai am Schauspielhaus Wien auf Einladung der Europäischen Kommission Premiere: In Deutschland wurde sie das erste Mal im Juni im Rahmen der Berliner Stiftungswoche auf Einladung der Allianz Stiftung im Allianz Forum Pariser Platz sowie in den Hamburger Kammerspielen gezeigt.
Produktion, Text, Regie: Katja Hensel und Team
Mitwirkende: Christian Dieterle, Katja Hensel, Christian Kaiser, Uta Krause, Sven Philipp, Sanne Schnapp, Michael Stobbe, Barbara Wurster
Projektleitung: Andrea Tietz (att)
Eine Produktion von Katja Hensel und Team. Gefördert durch die Hamburgische Kulturstiftung und die Ilse und Dr. Horst Rusch-Stiftung.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Societaetstheater - Gutmann-Saal
An der Dreikönigskirche 1a
1097 Dresden
Wann ist das Event?
Freitag, 22. November 2013
20:00 Uhr
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