Zoran Đinđić

22. Juni 2014 in Wiesbaden

Von Oliver Frljić und Ensemble.

Theaterbiennale NEUE STÜCKE AUS EUROPA 2014

Serbien / Kroatien

Pozorište Atelje 212, Belgrad

Inszenierung Oliver Frljić

Zoran Đinđić, der 2001 zum serbischen Ministerpräsident gewählt wurde, schuf sich durch seine demokratische, westlich orientierte Haltung nicht nur Freunde, sondern vor allem unter den kommunistischen und nationalistischen Kräften des Landes auch viele Feinde. Die Auslieferung von Kriegsverbrechern wie Slobodan Milošević und der Kampf gegen das organisierte Verbrechen mobilisierten weiteren Widerstand: Am 12. März 2003 wurde Đinđić von einem Scharfschützen erschossen. Bis heute, so erkennt Oliver Frljić, hat diese Ermordung Einfluss auf das öffentliche und politische Leben in Serbien.

Ausgehend von diesem Attentat untersuchen Oliver Frljić und sein Ensemble das Umfeld und die Bedingungen, die dazu führten. Eine wesentliche Frage ist dabei jene nach der kollektiven Schuld und welche Möglichkeiten der Einzelne in einer Zeit chaotischer Zustände überhaupt hat. Das Stück hält schonungslos vor Augen, was man gerne vergessen würde oder schon verdrängt hat. Nicht nur die Bühne, auch der Zuschauerraum ist erleuchtet, so dass jeder dem anderen ins Gesicht schauen kann und auch die Akteure das Publikum direkt ansprechen.

Schon vor seiner Uraufführung im Mai 2012 sorgte das Stück für großes Aufsehen. Es basiert auf Interviews, die Frljić sowohl mit den Mitgliedern des Ensembles als auch mit Menschen geführt hat, die entweder Zoran Đinđić politisch nahe gestanden hatten oder ihre eigene politische Arbeit im Stile Đinđićs fortsetzten. Vielen von ihnen fiel es nicht leicht, offen zu reden. „Es ging uns am Ende also nicht nur um das Stück, sondern auch um eine Form des politischen Erwachens“, betont Oliver Frljić.

Geboren 1976 in Travnik (Bosnien-Herzegowina), kam Oliver Frljić 16jährig als Kriegsmigrant nach Split und studierte in Zagreb Philosophie, Religion sowie Theaterregie. Bereits während seines Studiums führte er Regie und galt bald im In- ebenso wie im Ausland als einer der innovativsten jungen kroatischen Regisseure. In vielen seiner Stücke, darunter auch Tanzperformances, ist er zugleich Autor, Performer und Schauspieler. Außerdem arbeitet er für das Kroatische Radio, ist Mitglied des Centre for Drama Art in Zagreb und im Redaktionsteam des dazugehörigen Magazins für Darstellende Kunst „Frakcija“. 1995 gründete er das Le Cheval Theatre, mit dem er bereits über 40 Projekte erarbeitet hat (Live Performances, Theaterabende, Social acts). Er ist ebenso aktiv in der Freien Szene wie in Repertoiretheatern und ist mit seinen Stücken auf vielen Festivals vertreten, u.a. dem alternativen Theaterfestival FIAT Podgorica, dem Diskurs Festival in Gießen und dem länderübergreifenden „on tour“-Festival „Freischwimmer“.

Durch seine unkonventionelle und provokante Theatersprache gilt er vielen als „enfant terrible“. So hält er in der Schauspiel-Revue „Turbo Folk“ der nachjugoslawischen Gesellschaft schonungslos den Spiegel vor, lässt in Euripides „Bakchen“ Fleischstücke herzumfliegen und in Wedekinds „Frühlings Erwachen“ pädophile Priester auftreten. Mit Erfolg hat er so unter anderem eine heftige öffentliche Debatte über die Zensur im kroatischen Theater angestoßen. Bei NEUE STÜCKE AUS EUROPA 2012 waren von Oliver Frljić die Stücke „Verdammt sei der Verräter seiner Heimat“ und „Ich hasse die Wahrheit“ zu sehen.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Christian-Zais-Straße 3
65189 Wiesbaden
Wann ist das Event?
Sonntag, 22. Juni 2014
19:30 Uhr
Seit 3600 Tagen vorbei!

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