Schauspiel von Yasmina Reza
DER GOTT DES GEMETZELS ist die wohl brillanteste Wort-Schlacht zwischen zwei Paaren seit Edward Albees WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF?, dem Bühnenklassiker des 20. Jahrhunderts. Insofern hält der Titel nicht, was er verspricht: Weder geht es um blutige Auseinandersetzungen noch um Religion. Und Yasmina Rezas bitter-böse Gesellschaftskomödie schickt sich an, der Bühnenklassiker des 21. Jahrhunderts zu werden.
Zwei Jungen, beide elf Jahre alt, haben sich im Park geprügelt. Einer der beiden hat dem anderen zwei Schneidezähne ausgeschlagen. Die Eltern treffen sich, um ganz sachlich, tolerant und wie es sich für kultivierte Menschen gehört, über den Vorfall zu sprechen. Alain und Annette überlegen mit Véronique und Michel bei Kaffee und Kuchen, wie man pädagogisch richtig auf Ferdinand [den zähnezerschmetternden Täter] und Bruno [das klägliche Opfer] einwirken kann. Aber das ist nicht so einfach. Denn wer war denn nun wirklich der Schuldige? Möglicherweise Bruno? Und deutet vielleicht Ferdinands rabiates Verhalten auf Eheprobleme zwischen Alain und Annette hin?
Und schließlich, was ist schlimmer: Daß der konsensbemühte Michel den Hamster seiner Tochter heimlich ausgesetzt hat, oder daß Alain einen Pharmakonzern mit einem gesundheitsschädlichen Medikament juristisch vertritt, und zwar ständig, am Handy? Aus Sticheleien werden Wortgefechte, aus Streitereien werden Handgreiflichkeiten, und der Nachmittag unter zivilisierten Menschen unserer westlichen Gesellschaft nimmt einen, gelinde gesagt, unangenehmen Verlauf.
Yasmina Reza wurde insbesondere durch ihre Komödien "KUNST" [1994], Drei Mal Leben [2000] und DER GOTT DES GEMETZELS [2006] zur weltweit meistgespielten zeitgenössischen Dramatikerin. Im Frühjahr 2008 erschien ihr Buch <em>Frühmorgens, abends oder nachts</em> über Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy, den sie ein Jahr lang begleitete.
Yasmina Rezas Stücke handeln unterhaltsam und nachdenklich, nie sentimental oder selbstgefällig von den ältesten Passionen der Menschen. Sie erzählen von den Komödien des Verstandes und der Politik der Gefühle. Dabei ist sich die Autorin der Ungewißheit der Dinge, der Zerbrechlichkeit und der Einsamkeit der Menschen immer bewußt und hält mit viel Ironie und Eleganz Abstand, so wie es auch ihre Theaterfiguren tun, die alle Gescheiterte und Geschundene sind, die eine Welt nicht mehr verstehen, die zu brutal und modern für sie ist. Inspiriert von Botho Strauss und seinen Stücken, interessiert sie das scheinbar Nebensächliche, das winzige zwischenmenschliche Detail, an dem sich die oft tragikomische Tragödie ihrer Figuren offenbart.
Inszenierung
Kathrin Sievers
Ausstattung
Petra Buchholz
Mit
Wiederaufnahme
Samstag, 4. Oktober 2014
20 Uhr
Vorstellungsdauer
1 1/2 Stunden
Keine Pause
PRESSESTIMMEN
<em>"Das Timing stimmt in Kathrin Sievers'' Inszenierung am Borchert Theater. Das Tempo ist hoch. Und die Darsteller haben die Sache hervorragend im Griff." </em>Münstersche Zeitung
<em>"Klug und frech." </em>Westfälische Nachrichten
Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de
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Der Gott des Gemetzels - Münster - 05.10.2014 – Copyright © 2025 Kleiner Kalender