Olga Martynova

Mörikes Schlüsselbein.

Zu sagen, Olga Martynova erzähle in Mörikes Schlüsselbein eine Geschichte, ist untertrieben. Unzählige Geschichten sind es, die in dem Roman umeinander herum mäandern, Bezug aufeinander nehmen und sich gegenseitig mit Sinn anreichern: Wir machen Halt in New York, Berlin, Sibirien, lernen Hippies, Schamanen und Agenten kennen und nicht zuletzt die weit verzweigte Patchwork-Familie um den Literaturwissenschaftler Andreas und seine zweite Frau, die Russin Marina. Dichter treiben ihr Unwesen, Engel und Geister tauchen auf und verschwinden wieder, und Zeppeline werden in die Luft geschickt, um Werbebanner durch den Himmel zu ziehen.

Was sich auf den ersten Blick disparat anhört, fügt sich beim Lesen wie durch Magie zu einem Ganzen. Olga Martynova, 1962 in Russland geboren und seit 1990 in Deutschland lebend, hat mit Mörikes Schlüsselbein einen so klugen wie humorvollen Roman geschrieben, der die Sprache, die Literatur und die Kunst feiert und der 2012 völlig zu Recht mit dem Bachmannpreis ausgezeichnet wurde.

Eintritt: 7,-/4,-

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de