Krieg. Stell Dir vor Er Wäre Hier

Du kannst deine blauen Augen
nicht verstecken.

Das neue Jugendbuch der dänischen Autorin Jane Teller, Krieg. Stell dir vor, er wäre hier, ist ein Gedankenexperiment, das den Spieß umdreht. Es ist Krieg - nicht irgendwo weit weg, im Irak oder in Afghanistan, sondern hier, in Europa, mitten unter uns. Die demokratischen Staaten sind zusammengebrochen und faschistische Diktaturen entstanden. Es regieren Angst, Kälte und Hunger in Europa. Überleben wird immer unmöglicher. Das wird auch dem 14-jährigen Protagonisten der Geschichte, der aus Deutschland stammt, klar. Eigentlich hatte er ein ganz normales Leben. Er ging aufs Gymnasium, sein Vater war Universitätsprofessor und die Mutter arbeitete im Umweltministerium. Sie hatten zwei Autos und ein Haus und alles war gut. Doch jetzt, im Krieg, hat die Familie nichts mehr: das Haus ist zerbombt, die Mutter leidet an Bronchitis und würde den nächsten Winter nicht überleben, die kleine Schwester wurde durch Granatsplitter am Kopf verletzt, die Großeltern sind tot und der beste Freund ist verschwunden, weil er nicht rechtzeitig fliehen konnte. Also verlässt der Junge mit seiner Families seine Heimat. Nachdem die Welt wie sie sie kannten, zusammengestürzt ist, müssen sie in einer völlig fremden Kultur, in einem ägyptischen Flüchtlingslager, versuchen, eine neues Leben zu beginnen. Zwei Jahre, in denen die Kinder nicht zur Schule gehen können, in denen die Eltern nicht arbeiten dürfen, in denen sie nicht einmal die Sprache lernen. Nach diesen zwei Jahren müssen sie in den Süden Ägyptens ziehen und dort wieder von vorne anfangen. Die Menschen begegnen ihnen mit Misstrauen und Vorurteilen. Obwohl sie sich durch den Verkauf von Kuchen in Ägypten eine kleine Existenz aufbauen und sogar Freunde finden, bleiben sie ewig Fremde.
Janne Teller erzählt in ihrem Text nüchtern und in eindrucksvoller Klarheit vom Schrecken des Krieges, von Flucht und Vertreibung. Durch den schlichten Perspektivwechsel macht sie klar, was es bedeutet, durch Krieg entwurzelt zu werden und für immer heimatlos zu sein.

Ab 12 Jahren

InszernierungAusstattung Carsten Ramm

Mit: Ole Xylander

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de