Timon aus Athen

von William Shakespeare.

Ü/R/B: Sebastian Kautz. K: Uschi Leinhäuser. Mit: Frank Auerbach, Svea Auerbach, Gunnar Haberland, Peter Lüchinger, Michael Meyer, Petra-Janina Schultz.

Geld ist der beste Köder, um nach Menschen zu fischen. (Thomas Fuller)Der reiche Timon ist der Mittelpunkt der reichen Athener Gesellschaft, großzügig, genussfreudig und kunstsinnig gibt er sein Geld mit vollen Händen aus: für seine Freunde richtet er üppige Gastmähler aus, gewährt Kredite und Bürgschaften, verteilt freigiebig Geschenke. Sein treuer Verwalter Flaminius warnt ihn vor dem Schwinden seines Reichtums und der sarkastische Kauz Apemantus beschwört die Schlechtigkeit der Welt, doch Timon schlägt alle Mahnungen in den Wind. Als er in einen finanziellen Engpass gerät und selbst nach Kredit und Rückzahlung von Schulden fragt, lassen seine so genannten Freunde ihre Masken fallen: sie weisen seine Bitten unter fadenscheinigen Vorwänden zurück. Erbittert von ihrer Heuchelei, lädt er sie zu einem letzten Gastmahl, wo er sie brüskiert und zieht sich dann in die Wildnis zurück. Doch selbst in seiner eremitenhaften Existenz scheint der Reichtum an Timon zu kleben: bei der Suche nach Nahrung stößt er auf einen verborgenen Goldschatz. Die Kunde von seinem neuen Reichtum dringt bis Athen und ruft die hyänenhaften Schmarotzer wie ehedem auf den Plan. In seinem Hass auf Athen schenkt Timon das Gold dem unehrenhaft entlassenen und verbannten General Alkibiades unter der Bedingung, Athen zu zerstören. Doch der Sog des Goldes ist stärker. Die Athener Gesellschaft heißt Alkibiades als reichen Mann mit offenen Armen willkommen, Timon aber stirbt aus Gram und Weltekel.

Shakespeares Drama ist ein verstörendes Spiegelbild unserer heutigen Welt. Mit starken, provozierenden Theatermitteln stellt Sebastian Kautz’ Inszenierung die Frage: Gibt es eine Alternative zur alles beherrschenden Gier nach Macht und Reichtum? Und wenn ja, welche?

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de