Ein Maskenball

13. Juni 2014 in Hannover

Oper von Giuseppe Verdi.

Verstellung, die Unterdrückung echter Gefühle, der Mummenschanz, der die Tragödie immer wieder in die bedrohliche Groteske umschlagen lässt, bestimmen ein Werk, dessen Titel eher zu einer Operette passen würde. »Der Maskenball«, in dessen Rahmen das Drama am Schluss der Oper seinen blutigen Höhepunkt findet, ist aber lediglich Fortsetzung und Symbol eines Geschehens, in dem die Protagonisten wie Schauspieler ihre gesellschaftliche Rolle spielen, hinter ihrer Maske aber mit ihren persönlichen Konflikten isoliert bleiben. Bereits das Vorspiel deutet mit seiner fast collageartigen Kombination unterschiedlicher musikalischer Charaktere auf eine Welt, in der die Widersprüche, in denen die Menschen gefangen sind, zu keiner Versöhnung finden. Liebe und Vertrauen sind keine Garanten mehr, um vor Verrat und Betrug zu schützen. Die unerfüllte und verbotene Liebe Riccardos, des Gouverneurs von Boston, zu Amelia, der Frau seines engsten Vertrauten Renato, steht in Konflikt zur Liebe zu seinem Freund, der Riccardo bei dessen nächtlichem Treffen mit Amelia vor den Attentatsplänen von Verschwörern schützt und dabei entdeckt, dass die verhüllte Dame, die er in Sicherheit bringen soll, seine eigene Frau ist. Von Eifersucht und Rachegefühlen getrieben, schließt sich Renato, der sich betrogen glaubt, den Verschwörern an und wird zum Mörder seines Freundes. Erst der sterbende Riccardo offenbart Renato die Unschuld Amelias und seine unverbrüchliche Treue. Verdi schrieb seinen »Maskenball« (»Un ballo in maschera«) 1857 ursprünglich als Auftragswerk für das Teatro San Carlo in Neapel. Die Vorlage lieferte ein Libretto von Eugène Scribe, das schon 1833 von Auber vertont wurde. Im Zentrum stand dabei das Attentat auf den schwedischen König Gustav III. bei einem Maskenball im Jahre 1792. Obwohl die Komposition schon fast fertig war, konnte der Text nicht die Zensur passieren, die am Thema eines Attentats auf ein Staatsoberhaupt Anstoß nahm. Verdi widersetzte sich allerdings allen Änderungswünschen, die das Geschehen in eine ferne Vergangenheit verlegen wollten, zog das Stück zurück und bot es dem Teatro Apollo in Rom an. Doch auch hier hatte die päpstliche Zensur Einwände, und so wurde die Handlung schließlich ins ferne Boston verlegt und der schwedische König in einen britischen Gouverneur verwandelt. Wenn dies alles auch gegen Verdis Widerstand geschah, so rührt der Wechsel des Schauplatzes doch nicht an den Kern der Oper, in der es eben nicht allein um politische Machtfragen geht. Der politische und gesellschaftliche Rahmen ist hier vielmehr ein sinnentleertes Gerüst, in dem sich die Figuren orientierungslos und traumwandlerisch bewegen. Die persönlichen Gefühle finden keine Heimat mehr in diesem Rahmen. Die Anonymität der Maskerade ist die einzige Form, in der sich die Menschen in diesem oft als opéra comique maskierten Melodramma begegnen können.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover
Wann ist das Event?
Freitag, 13. Juni 2014
19:30 Uhr
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