Mit meinem Vater im Bett (umständehalber)

24. Juni 2014 in Wiesbaden

Von Magne van den Berg.

Theaterbiennale NEUE STÜCKE AUS EUROPA 2014

Niederlande

Toneelschuur Producties, Haarlem

Inszenierung Paul Knieriem

„Das Normalste und zugleich Außergewöhnlichste, was man tun kann“, beschreibt Magne van den Berg in den achtundzwanzig Szenen ihres Stücks, die ausschließlich aus Telefongesprächen zwischen Vater und Tochter bestehen. Sie plaudern, streiten, weinen, diskutieren, schweigen oder sprechen nur auf den Anrufbeantworter.

Erst wenige Monate zuvor ist ihre Mutter, bzw. Ehefrau gestorben und dadurch sind die Dialoge vor allem von dem gemeinsamen Trauererlebnis und dem sehr unterschiedlichen Umgang damit bestimmt. Während die Tochter in der Stadt wohnt und an den Erinnerungen in ihrem Elternhaus auf dem Land hängt, lebt der Vater dort schon wieder mit einer neuen Frau und ist entsprechend zu Neuerungen bereit. So zieht sich durch die Gespräche vor allem auch die Frage, was mit Erinnerungsstücken geschieht: Familienfotos, Geschirr, Möbel, die Urne ... Hinter alltäglichen Themen verbergen sich tiefe Gefühle, doch sie treten nur manchmal zutage und im Notfall muss auch das Wetter immer wieder als Gesprächsstoff herhalten. Emotional nah waren sich Vater und Tochter vor allem in jenen Nächten bald nach dem Tod der Mutter, in denen die Tochter sich neben den Vater legte, um ihn in seiner Trauer nicht allein zu lassen. Umständehalber. Nun würde sie das Bett am liebsten verschwinden lassen – da wiederum ist der Vater anderer Meinung ...

Magne van den Berg schrieb das Stück auf Anregung der Schauspielerin Marieke de Kleine. Die Vierunddreißigjährige, die dem breiten niederländischen Publikum als Titelheldin der Fernsehserie „Juliana“ bekannt ist, hatte schon in mehreren Stücken Magne van den Bergs gespielt.

Die fein beobachtete, zutiefst menschliche und jedem Telefonbesitzer nur allzubekannte Art der Gesprächsführung entbehrt auch hie und da nicht unfreiwilliger Komik. Nicht zuletzt deshalb erfuhr das Stück einen so großen Publikumszuspruch, dass in Haarlem Zusatzvorstellungen angesetzt werden mussten. „Herzzerreißend und wunderschön. Alles stimmt. Eine zutiefst emotionale Erfahrung“, so resümierte die überregionale Tageszeitung Trouw.

Magne van den Berg wurde 1967 in Enschede geboren und studierte bis 1994 an der dortigen Schauspielschule. Zunächst war sie in Arbeitsgemeinschaften tätig und machte sich dann 2000 unabhängig. Seitdem schreibt sie für das Theater und hat einige ihrer Stücke auch inszeniert. Ihrem Theaterdebüt „God woont in Texas“ („Gott wohnt in Texas“) folgten Stücke wie „Kale bomen ruisen niet“ („Kahle Bäume rauschen nicht“), „Halverwege omgedraaid“ („Auf halbem Wege umgedreht“) und „Huis“ („Haus“). Für „De lange nasleep van een korte mededeling“ („Das lange Nachspiel einer kurzen Mitteilung“) gewann sie 2008 den traditionsreichen H.G. van der Vies-Preis für das beste niederländische Theaterstück. Neben ihrer Arbeit als Schauspielautorin arbeitet van den Berg künstlerisch mit der deutschen Choreographin und Theatermacherin Nicole Beutler zusammen, die in Amsterdam lebt und arbeitet. Aus dieser Zusammenarbeit entstanden u.a. die Perfomances „1:Songs“, „Liebeserklärung“, „Antigone“ und „Piece“, die international gastierten.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Wartburg - Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Christian-Zais-Straße 3
65189 Wiesbaden
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Dienstag, 24. Juni 2014
19:30 Uhr
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