Tosca

22. Januar 2015 in Hannover

Oper von Giacomo Puccini.

»Tosca« ist Puccinis dramatischstes und erbarmungslosestes Werk. In der vor dem Hintergrund des napoleonischen Krieges in Italien spielenden Geschichte um eine Sängerin, die aus Liebe ungewollt zur Widerstandskämpferin wird und sich dem politischen Machtapparat entgegenstellt, bricht die Realität brutal in die Kunstwelt ein, bricht deren Harmonie auf und erschüttert den Traum von Schönheit. Puccini schont dabei weder seine Heldin noch die Gattung Oper.

Schon die Tatsache, dass die Titelfigur eine Sängerin ist, die ihr Leben der Kunst weiht und in politischen Dingen von erschreckender Naivität ist, für die der Schein der Bühne zunächst realer ist als staatliche Gewalt – schon dies zeigt, dass hier die Welt der Oper selbst auf dem Prüfstand steht, ja mehr noch: dass in einer veränderten Wirklichkeit das Schönheitsideal des traditionellen Operngesangs brüchig geworden ist und in Gestalt der Hauptfigur allenfalls herbeizitiert werden kann. Und so kennt diese Oper am Beginn des 20. Jahrhunderts den schönen Moment des Innehaltens nur noch als irrealen. Musikalisch zeigen dies die wenigen »Arien« des Werkes, die zumeist von Störungen durchzogen oder abrupt unterbrochen werden und sich in ihrer Kürze dem unerbittlichen Handlungsablauf geradezu entgegenzustemmen scheinen – wie das verzweifelte Auswerfen eines Ankers, der dennoch keinen Halt mehr findet. Puccini, der 1889 den Stoff durch das Schauspiel von Victorien Sardou kennengelernt hatte – mit der legendären Sarah Bernhardt in der Titelrolle –, fühlte sich sofort von »La Tosca« herausgefordert, in der er die Oper erahnte, die ihm »auf den Leib geschrieben« ist. Freilich vergingen einige Jahre, bis Puccini das Werk in Angriff nahm, und er tat dies nicht zuletzt deshalb, weil auch der alte Verdi das Stück als idealen Opernstoff pries, den er am liebsten selbst vertont hätte.

Die Uraufführung der Oper am 14. Januar 1900 in Rom verlief allerdings turbulent. Schon im Vorfeld munkelte man angesichts der labilen politischen Lage in Italien von zu erwartenden Anschlägen, und so war die Stimmung entsprechend angespannt. Zwar ging dann doch keine Bombe hoch, aber umso lauter artikulierten sich die ästhetischen Einwände. Kaum eine andere Oper Puccinis musste sich solche Kritik gefallen lassen. Tosca wurde geradezu als Verrat am Lyrismus der Bohème empfunden. Der Erfolg aber war nicht aufzuhalten. Denn Puccini führt Historienstück, Schauerdrama und Psychothriller zur Einheit. Die Explosivität, die ungeschminkte Expressivität, aber auch die Momente einer sehr gefährdeten Innerlichkeit haben gerade in ihrer Brechung nichts von ihrer faszinierenden Kraft verloren.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover
Wann ist das Event?
Donnerstag, 22. Januar 2015
19:30 Uhr
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